Nach dem f+r ich sehr anstrengenden Wochenende mache ich es diesmal in zwei Teilen. Heute Basketball und Fußball. Morgen der Rest und der Ausblick auf die kommende Woche.

Meine Nerven

Es ist für mich immer noch unwirklich, aber die deutschen Basketballer sind tatsächlich Weltmeister geworden. Acht Spiele acht Siege, lautet die beeindruckende Bilanz. Im Endspiel gegen die Serben war es die erwartet enge Partie, aber am verdienten Erfolg wird hoffentlich niemand deuteln. Und Dennis Schröder ist MvP – völlig verdient. Matchwinner gegen Serbien, als er am Ende wie ein Champion Verantwortung übernahm und sich mit einem Solo für die „deutsche Basketball“-Ewigkeit durch die serbische Abwehr schlängelte. Aber er war nur Primus inter pares einer mannschaftlich extrem geschlossenen Einheit, angeleitet von Trainer Gordie Herbert, der einerseits Freiräume gewährleistete, andererseits auch eine klare Linie verfolgte an der sich alle halten mussten und hielten.

Das Spiel, an das ich  sehr lange denken werde, war allerdings die Partie gegen die USA – mein Sporthöhepunkt des Jahres und noch viel mehr. Hier sind die Deutschen über sich hinausgewachsen, haben in einer grandiosen Art und Weise dagegengehalten. Dass dann ein Andi Obst so aus dem Sattel herausgeht und die Dreier nur so versenkt, war in dieser Form nicht zu erwarten, obwohl der Bayern-Profi schon so manchen Sahnetag erwischt hat.

Ja, es fehlten einige Superstars bei den USA, und auch die Serben mit einem Nicola Jokic wären wohl noch stärker gewesen; höchstwahrscheinlich wären diese beiden Teams zu schwer gewesen, aber weiß man es? Es können sich halt nur die messen, die da waren, und da waren die Deutschen halt am besten. Punkt. Und mit Sicherheit war das US-Team keine Ansammlung drittklassiger Spieler, wie ich in manchen Kommentaren bei anderen Seiten lesen musste. Die Zeiten eines Dreamteams 92, als die Gegner Fotos von Jordan, Johnson und Co machten, sind ohnehin vorbei. Kein Grund also, den Triumph in irgendeiner Form madig zu machen. Umso größere Vorfreude auf Olympia 24 in Paris, wenn dann wahrscheinlich wirklich die Besten der Besten am Start sind.

Ende mit Schrecken

Es war klar, dass nach dem 1:4 der deutschen Fußballer gegen Japan Bundestrainer Hansi Flick nicht mehr zu halten war. Für viele völlig unverständlich, hielt der DFB trotz des frühen Vorrundenaus in Katar und den furchtbaren Testspielen im ersten Halbjahr weiter an Flick fest. Dessen Trainer-Reputation resultiert ohnehin allein auf dem „Sextuble“ 2021 mit den Bayern. als sie, in den schwersten Corona-Zeiten, alles abräumten, was abzuräumen war. Sicher eine tolle Trainer-Leistung, aber davor hatte er nie gezeigt, dass er ein Team formen kann und junge Spieler besser.

Jetzt ist Flick also Geschichte, aber allein deshalb ist bestimmt nicht alles gut. Es war ja nicht Flick, sondern gestandene Profis, die sich von den Japanern haben vorführen lassen. Und Flick hat auch nicht auf dem Rasen diese grotesken Fehler gemacht, die wir am Samstag gegen Nippon (und auch die Spiele zuvor) aus deutscher Sicht erleiden mussten. Die Willenslosigkeit, die da einige auf dem Platz zeigten, war allerdings bemerkenswert. Spielten da einige gegen den Trainer?

Jetzt also gegen Frankreich für ein Spiel, und bitte auch wirklich nur ein Spiel, mit Rudi Völler auf der Bank. Der ewige Rudi, der immer wieder einspringt, wenn Not am Mann ist. Ich würde ihm gönnen, wenn das morgen kein Desaster wird gegen ein absolutes Klasseteam. Aber dann möge es auch gut sein mit Tante Käthe, zumindest als Trainer.

Aber einen guten Nachfolger zu finden, wird mitten in der Saison sehr schwierig. Matthäus und Sammer haben schon abgesagt – mal schauen, ob sie dabei bleiben. Es dürfte auf Julian Nagelsmann hinauslaufen: Ein guter Trainer zweifelsohne, aber ob er geeignet für den Job eines Bundestrainers ist? Er ist halt noch sehr jung, und ich sehe ihn eher als Vereinstrainer mit dort täglicher Arbeit. Sonst würde sich ein Blick ins Ausland lohnen. Allen Ernstes fiel ja schon der Name Louis van Gaal – der hätte wirklich was.

Watzkes Irrflug

Bisher hatte sich Hans-Joachim Watzke einen glänzenden Ruf als Fußball-Funktionär erarbeitet, der Borussia Dortmund vorm Ruin gerettet und in erfolgreiche Zeiten geführt hat. Dieser Ruf hat extrem gelitten – und wahrscheinlich nicht nur bei mir. Wie er vor ein paar Monaten gegen all die wetterten, die sich gegen einem Investor der DFL sträubten, war schon peinlich genug. Uneinsichtig wie ein bockiges Kind räumte er damals alle Bedenken beiseite, obwohl das Konzept einfach nicht ausgereift genug war, um es durchzuwinken..

Wie er in der vergangenen Woche gegen das neue Ausbildungskonzept wetterte, setzte allerdings allem die Krone auf. Ohne Sachkenntnis, wie sich zeigte. Kurz gesagt soll bei den ganz jungen Spielern der Spaß an der Sache und nicht der tabellarische Erfolg im Vordergrund stehen. Mit neuen Spielformen wie zum Beispiel mit einem Kleinfeld auf vier Tore. Da kann sich keiner mehr verstecken, ist viel öfter am Ball, muss sich technisch durchsetzen.

Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, muss sich zeigen. Aber es ist nicht der Untergang des Abendlandes, wenn nicht Monate danach noch Tabellen auf Ergebnisse hinweisen. Und jeder, der sich auch in irgendeiner Form sportlich mit anderen misst, will auch gewinnen. Ich erinnere mich mit Grausen an frühe Tischtennis-Partien mit meinem Vater und – noch schlimmer – an eine desaströse Niederlage gegen die Mädchen unserer Klasse. Natürlich war der Schiedsrichter schuld … Das nagt, und im „Revanche“Spel“ schoss ich vier Tore. Na ja

Was ich damit sagen will: uch wenn es keine offiziell bekundeten Spiele mehr geben sollte. Man strengt sich trotzdem an – und wir reden hier von Kindern, die höchstens zehn Jahre alt sind. Ich persönlich kann von all den Jugendtiteln ohnehin wenig anfangen: Viel wichtiger ist die Ausbildung zu einem gestandenen Profi, aber viele Trainer sehen leider nur den kurzfristigen Erfolg. Ein Fehler des Systems?

Und Rubiales geht doch

Mitten in den Sportwahnsinn am Sonntag mit Fußball, Basketball, Rugby et all ploppte die Meldung auf, dass Luis Rubiales jetzt doch als Präsident des spanischen Fußball-Verbandes zurücktritt. Jener Rubiales, der die Frauen-Weltmeisterin Jenni Hermoso bei der Siegerehrung auf den Mund geküsst hat, offenbar ohne deren Willen. Ich persönlich fand es ja noch viel schlimmer, als er nach dem Schlusspfiff sich ungeniert und in unmittelbarer Nähe seiner Königin und deren Tochter längere Zeit sich ungeniert vor Freude an den, Entschuldigung, Sack gefasst hat und später eine Spielerin wie einen Sack Mehl über den Platz trug. Die folgenden Wochen waren furchtbar: über den Triumph der Spanierinnen sprach kein Mensch mehr, sondern es gab nur noch die Diskussion über die Statthaftigkeit. Juristen hatten ihre Freude, ob das Verhalten von Rubiales eine „schwere“ oder „sehr schwere“ gewesen sein. Dass dann die Mama aus Protest sich in den Hungerstreik in einer Kirche verzog, war dann zum Drüberstreuen. Wird sie jetzt wieder essen?

Immerhin konnten wir auch in Deutschland so einiges lernen, wie einige Fußball-Granden es mit den Frauenrechten so halten. Karl-Heinz  Rummenigge, ein guter Bekannter von Rubiales, fand das „nicht so schlimm“. Na ja, der Kalle halt …