Blick über den Teich, NFL
Es war ein Spieltag der Aufholjagden, manche von Erfolg gekrönt, manche nicht. So lagen die Broncos bei den Bears bereits mit 7:28 zurück, doch dann besann sich Russell Wilson seiner alten Klasse bei den Seahawks und führte seine Mannschaft mit insgesamt drei Touchdownpässen zum Sieg. Ein Field Goal aus 51 Yards besiegelte die Niederlage für die Bears. Es war vielleicht das beste Spiel von Wilson, seit er im vergangenen Jahr von den Seahawks zu den Broncos gewechselt war und so viel Kritik einstecken musste.
Auch die Colts starteten eine veritable Aufholjagd zu Hause gegen die Rams.0:23 lagen sie zurück, doch in der 2. Halbzeit schafften sie drei Touchdowns. Der hochgedraftete Anthony Richardon zeigte eine bemerkenswerte Leistung mit zwei TD-Pässem und einen TD-Run. Belohnt wurde das Ganze allerdings nicht. Denn die Rams gewannen vor der Overtime den Münzwurf und nutzten den ersten Drive trotz eines sichtlich angeschlagenen Matthew Stafford zum Touchdown, der das Spiel beendete. Mir bleibt unbegreiflich, warum in einem solchen Fall der Gegner nicht noch die Möglichkeit zur Antwort hat, wie es mittlerweile bei einem Fieldgoal der Fall ist. Es kann doch nicht der Zufall Sieg oder Niederlage in dieser Art und Weise beeinflussen.
Erstaunlich spannend war die Partie zwischen den hochgewetteten Eagles und Außenseiter Commanders, in der die Eagles ebernfalls eine Overtime benötigten und hier sogar den ersten Ballbesitz der Commanders unbeschadet überstanden. Ändert nichts an meiner Einstellung, dass die OT-Regeln höchst ungerecht sind – und zwar ohne Not (und nur des Spektakls Willen?).
Vier Spiele, also fast ein Viertel, haben alle Teams jetzt absolviert, und nur noch die Eagles und 49ers sind ohne Niederlage geblieben. Sie sind auch (vielleicht neben den Cowboys) die haushohen Favoriten für die NFC-Championship. Für mich den besten Eindruck machen die 49ers, offensiv unter anderem mit einem unglaublichen Christian McCaffrey und vor allem auch defensiv. Auch die Lions konnten den Vorschusslorbeer bestätigen mit einer 3:1-Bilanz. Dabei zeigt der Deutsch-Amerikaner Amon Ra St.Brown mehr als ordentliche Leistungen mit bisher zwei Touchdowns, auch wenn der absolut überragende Auftritt bisher fehlt. Für die bisher sieglosen Bears und Panthers wird es eine lange Saison.
Die absolute negative Überraschung sind die Bengals. Nicht nur wegen ihrer 1:3-Bilanz, die zumindest statistisch gesehen eine Play-off-Teilnahme sehr schwierig macht. Nein, es fehlt an all der Inspiration, die das Spiel der Bengals in den vergangenen beiden Jahren so aufregend gemacht hat. Gerade Quarterback Joe Borrow ist ein Schatten seiner selbst, er wirkt allerdings auch nicht hundertprozentig fit. Gerade mal zweimal hat die einstige und hoffentlich baldige Touchdown-Maschine den Ball in die gegnerische Endzone befördert, sein bestes Rating ist 85, und zweimal lag es bei unter 60 – ein unterirdischer Wert. Er wird allerdings auch von seinem Receiving-Corps ziemlich im Stich gelassen. Außer Ja´Mar Chase ist da reichlich wenig auf dem Feld. Und 3:27 bei den Titans muss man erst mal verlieren.
Auch die Chiefs tun sich schwer. Gestern Nacht benötigten sie viel Glück und am Ende auch die Hilfe der Refs zu einem knappen Sieg bei den Giants. Wenigstens die 3:1-Bilanz spricht für sich. Ansonsten überzeugen in de AFC vor allem die Bills, aber auch die Dolphins und die Ravens. Kein Team in der AFC ist ohne Niederlage oder ohne Sieg. Das verspricht Spieltag für Spieltag viel Spannung, und sogar ich als Bengals-Sympathisant habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich der Wind in Cincinatti noch dreht …
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