Spanisches Tollhaus

Angriff ist die Verteidigung. Das denkt sich der Präsident des spanischen Fußball-Verbandes und droht eine Klage an. Und zwar will Señor Rubiales die Weltmeisterin Jenni Hermoso vor Gericht zerren, also die Spielerin, die er nach dem WM-Finale geküsst hat, gegen ihren Willen, sagt sie, und genau das, so behauptet Rubiales, sei eine Lüge. Und der Verband? Steht wie eine 1 ihrem Präsidenten. Diese habe ihn bei der Siegerehrung in Sydney hochgehoben, ihn an ihren Körper gezogen und dem Kuss ausdrücklich zugestimmt. Es gebe Fotos, die das belegen. Diese habe ihn bei der Siegerehrung in Sydney hochgehoben, ihn an ihren Körper gezogen und dem Kuss ausdrücklich zugestimmt.

Es ist ein Trauerspiel, in dem der spanische Machismo entsetzliche Urstände feiert. Und das zeigt sich ausgerechnet in der Woche, in denen die spanischen Fußballfrauen nach ihrem WM-Triumph über alle Maßen gefeiert werden müssten, und ein großer Teil des Landes macht das ja auch.

Zum Glück erhält Hermoso viel Beistand: Alle aktuellen Nationalspielerinnen und auch diejenigen die seit fast einem Jahr in Streik getreten sind, weil sie die Zustände im Verband für unzumutbar halten (jetzt bekommt man hierzulande langsam ein Gefühl, was da wohl abgelaufen ist), wollen nicht mehr spielen, bis Rubiales weg ist. Die Großclubs Real und Barca schließen sich dieser Forderung unverhohlen an, vielleicht auch wegen des öffentlichen Drucks.

Und jetzt hat sogar die FIFA reagiert, bestimmt nicht berühmt als Wächter ideeller Werte. Sie suspendierte Rubiales für 90 Tage für alle fußballerischen Aktivitäten national und international.Außerdem verfügte sie ein Kontaktverbot mit Hermoso, direkt und auch indirekt über Dritte, also den Verband.

Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen. Vor nicht mal einer Woche wurde Spanien Weltmeisterin. Kein Mensch redet mehr wieder, aber Jenni Hermoso ist mittlerweile die bekannteste unter ihnen. Eine Berühmtheit, auf die sie wahrscheinlich gerne verzichtet hätte.