Transferwahnsinn ohne Ende

Das schier nicht enden wollende Transfertheater um Harry Kane mit Wendungen noch und nöcher hat am Freitag endlich ein Ende gefunden (ob und für wen es glücklich wird, muss sich zeigen), doch der Transferwahnsinn feiert weiter fröhliche Umstände, der durch die Öl-Milliarden aus Saudi Arabien kräftig angeheizt wird.

Neymar in die Wüste

So wechselt Neymar mit seinen gerade mal 31 Jahren zu Al Hilal. Kolportiert wird eine Ablöse von 80 Millionen Euro an PSG, die 2017 den Brasilianer für 222 Millionen von Barca loseiste. Er trifft dort auf Trainer Jorge Jesus und unter anderem auf Mitspieler wie Milinkovic-Savic, Ruben Neves und Kalidou Koulibaly. Angeblich wird er 100 Millionen per anno plus Annehmlichkeiten wie Privatjet, Luxusautos, olympiareifes Pool etc, etc. Und wenn er positives über Land und Verein posten, ist das ebenfalls klingende Münze wert.

Diese Irrsinnssummen täuschen aber nicht drüber hinweg, dass er ins sportlich praktisch unbedeutende Nirwana verschwindet. Er galt ja als das größte brasiliansiche Talent seit Pelé konnte diesen unfassbaren Vertrauensvorschuss nicht wirklich erfüllen. Kein WM-Titel bei drei Teilnahmen, kein Südamerika-Titel, und mit PSG kein CL-Sieg. Zuletzt litt er sehr unter Verletzungspech. Nicht falsch verstehen: Neymar war zumindest ein grandioser Spieler, der mit seiner exaltierten Art, seiner furchtbaren Fallsucht und nicht zuletzt mit seinem zumindest diskutablen Lebenswandel (mir aber völlig egal) und der Unterstützung des rechtsradikalen Bolsonaro extrem polarisierte.

Union rüstet auf

Es spricht für die Verantwortlichen bei den Eisernen, dass zwei Wechsel von deutschen Nationalspielern nahezu geräuschlos über die Bühne gingen. Robin Gosens und Kevin Volland unterschrieben am Dienstag bei den Berlinern, zwei gestandene Profis mit Erfahrung in den großen Ligen Europas. Stürmer Volland hat ja bei Leverkusen und Hoffenheim in der Bundesliga durchaus Eindruck hinterlassen, ehe er zur AS Monaco wechselte. Mittelfeldabräumer Gosens in der Serie A bei Bergamo und zuletzt bei Inter, wo er auch aufgrund von Verletzungen nicht wirklich auftrumpfen konnte. Union kehrt damit von der bisherigen Linie ein wenig ab und verstärkt sich mit namhaften Spielern.

Bayern auf Torwartsuche

Die Neuer-Verletzung und die immer noch reichlich unsichere Zukunft des Nationaltorhüters bringen die Münchner weiter in die Bredoullie. Noch immer weiß man nicht, was man eigentlich wirklich sucht. Eine echte Nummer 1, weil man Neuer ein starkes Comeback nicht wirklich zutraut oder nur ein Platzhalter bis zu dessen Rückkehr. Bisher gab es reichlich Absagen. Mit Kepa war man sich schon fast einig, doch dann verletzte sich Reals Courtois schwer am Knie, und Kepa zog es in die spanische Heimat und heuerte bei den Madrilenen an. Rulli war ebenfalls vielversprechend, eine schwere Verletzung durchkreuzte die Pläne. Und Marokkos Torwartheld Bono zieht es offenbar ins neue gelobte Land Saudi Arabien.

Noch gibt es Kandidaten wie etwa Ortega, Ersatz bei ManCity. Charmant vor allem für den Münchner Boulevard: Er spielte einige Jahre bei den Münchner Löwen. Doch zurzeit gibt es noch ein striktes Transfer-Veto von City-Trainer Pep Guardiola. Außerdem in der Verlosung ist der zurzeit vertragslose David de Gea, der allerdings exorbitante Gehaltsvorstellungen hat und bei all seiner Klasse auf der Linie spielerisch doch arg limitiert ist.

Es würde hier zu weit führen, alle kolportierten Namen aufzulisten: Die Liste geht quer durch alle Ligen, doch die Konkurrenz bei der Torwartsuche ist groß, zumal die Araber auch an Stammkeepern der großen Ligen dran sind. Zunächst muss es also Sven Ulreich richten. Ihm sollte nach Möglichkeit nix passieren.