von Münchner Löwe | Sep. 10, 2025 | Fußball
Venezuela begräbt den WM-Traum
Die Qualifikation für das Fußball-Turnier in Nordamerika schreitet voran, und nicht nur die Deutschen müssen zittern, dass sie trotz der Aufstockung aufs 48er-Feld dabei sind. Die wichtigsten Erkenntnisse der September-Spieltage:
Südamerika
Offen vor dem dem letzten Spieltag war ja nur noch, ob Venezuela oder Bolivien sich Platz 7 schnappen würde, der zu einer interkontinentalen Ausscheidung berechtigt. Und der Gewinner heißt – Bolivien. Das Team besiegte in der Höhe von La Paz das schon qualifizierte Brasilien und überholte so noch Venezuela, das zu Hause gegen Kolumbien ein 3:6-Debakel erlebte. Vierfacher Torschütze war Luis Suárez, nicht verwandt und verschwägert (soweit bekannt) mit dem uruguayischen Superstürmer gleichen Namens.
Venezuela muss damit den Traum von der ersten WM-Teilnahme überhaupt begraben, ein klein wenig blutet mein Herz, denn bei einer Reise 1990 (viele Grüße an Stefan Gloger) habe ich das wunderschöne Land sehr liebgewonnen. Sehr glücklich wird dagegen zumindest der US-Gastgeber sein, weil Venezuela ja auf der schwarzen Liste steht, dessen Bürger nicht ins Land einreisen dürfen.
Bolivien darf dagegen auf die 2. WM-Teilnahme nach 1994, ebenfalls in den USA hoffen.
Europa
Obwohl das Kontingent auf 16 Teams aufgestockt wurde, manch große Fußball-Nation muss tatsächlich um die Teilnahme am Riesenturnier bangen, nicht nur die Deutschen nach dem 0:2 gegen die Slowakei. Vor allem für Italien schaut es (mal wieder) nicht gut aus, zumindest was die direkte Qualfikation betrifft, die nur die 12 Gruppensieger schaffen. Denn Norwegen hat ja nicht nur das erste Duell mit 3:0 gewonnen, sondern auch alle anderen Spiele. Zuletzt am Dienstag gleich mit 11:1 gegen Moldau (5 Tore Erling Haaland), weswegen das Torverhältnis ganz klar für die Nordländer spricht für den Fall, dass Italien das Rückspiel überhaupt erfolgreich bestreitet. Immerhin bleibt dann der Weg über Platz 2 (oder die Nations League). Möglich wäre also ein Endspiel zwischen Italien und Deutschland um ein WM-Ticket.
Auch Frankreich muss(te) noch zittern. Das äußerst glückliche 2:1 gegen Island (ein für mich reguläres Tor der Gäste in der Nachspielzeit wurde aberkannt) beseitigte allerdings die ganz großen Nöte des Vizeweltmeisters. Souverän sieht anders aus.
Österreich dagegen hat einen großen Schritt nach Amerika gemacht, es wäre die erste WM-Teilnahme seit 1998 (!). Doch auch beim 2:1 in Bosnien-Herzegowina war das alles andere als souverän, was die Rangnick-Truppe auf den ziemlich übel aussehenden Rasen in Zenica zeigte. Zwei Tore der Bundesliga-Legionäre Marcel Sabitzer (BVB) und Konrad Laimer (FC Bayern) genügten bei einem Gegentreffer des offenbar alterslosen Edin Dzeko, dem Wolfsburger Meister von 2009 (!) und mittlerweile 39 Lenze auf dem Buckel.
Endlich mal überzeugend trumpfte England unter Thomas Tuchel auf. gleich mit 5:0 siegten die Briten beim vermeintlich hätesten Konkurrenten Serbien. Harry Kane von den Bayern erzielte wie so oft den Führungstreffer.
Afrika
Hier gibt es 9 Gruppen, in denen sich die Sieger qualfizieren. Die 4 besten Gruppenzweiten spielen im November noch einen Teilnehmer aus, der dann wiederum im März an der interkontinentalen 6er-Qualifikation (außerdem: Bolivien aus Südamerika, Neukaledonien aus Ozeanien, Asien (n.N., 2 Nordamerika) teilnimmt.
Wie so oft in Afrika ist es verdammt schwer für die etablierten Nationen, eine echte Hegemonie gibt es nicht, wie zum Beispiel Kamerun erfahren muss, dass im Kampf um den Gruppensieg fast aussichtslos hinter den Kap Verden zurückliegt. Noch finsterer schaut es für Nigeria aus, in seiner Gruppe gar nur Dritter hinter Südafrika und Benin.
Immerhin: Die Nordafrikaner Tunesien, Marokko und Algerien dürften die Quali schaffen, wahrscheinlich auch Ghana, die Elfenbeinküste, Südafrika, und der Senegal. Also doch recht gutklingende Namen. Ob die dann ihr Potenzial in Amerika abrufen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
von Münchner Löwe | Juni 6, 2024 | Tennis
Die French Open gehen in die entscheidende Phase. Heute stehen die Halbfinals der Frauen an, morgen die der Männer und am Wochenende die Endspiele. Bereits heute spielt Laura Siegemund das Mixed-Finale an der Seite von Edouard Roger-Vasselingegen die britisch-amerikanische (mit ponischem Einschlag?) Paarung Desirae Krawczyk Neal Skupski.
Tennis-Nation Italien
Sowohl bei Frauen (Jasmine Paolini) als auch bei den Männern (Jannik Sinner) ist Bella Italia in der Vorschlussrunde noch vertreten, das hat es bei einem Grand-Slam-Turnier noch nicht gegeben. Und das muss auch noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Paolini bekommt es heute mit der russischen Aufsteigerin Mirra Andreejava zu tun, Sinner morgen (in einem vorgezogenen Endspiel) mit dem bisher sehr überzeugenden Carlos Alcaraz, den ich für morgen leicht favorisiere. Überhaupt ist Italien im Tennis-Aufschwung. 9 Männer sind unter den ersten 101, 5 unter den ersten 50.
Djokovic kampflos raus
Quasi zum Drüberstreuen steht jetzt schon fest, dass Sinner die neue Nummer 1 wird und Novak Djokovic ablöst. Der Serbe musste für das Viertelfinale absagen. In der Partie im Achtelfinale, das er in 5 Sätzen äußerst mühevoll gegen Francisco Cerundolo gewann, zog er sich einen Riss des Innenmeniskus zu, wie die Diagnose am Dienstag ergab. Gestern wurde er noch in Paris operiert, damit ist auch sein Antreten in Wimbledon äußerst unwahrscheinlich, das Ziel heißt jetzt offenbar Olympia in Paris – und auch das könnte knapp werden.
Es vermehren sich die Zeichen, dass die unfassbare Ära der Großen Drei Roger Federer, Rafael Nadal und eben Djokovic sich dem Ende nähert, dass es zum ersten Mal seit ewigen Zeiten ein Jahr ohne Grandslam-Sieger dieser Drei (zuletzt 2002!) geben könnte. Allerdings will ich Djokovic noch nicht abschreiben. Einzelne Turniersiege traue ich ihm zumindest in den nächsten zwei Jahren jederzeit zu, wenn er wieder fit ist. Das haben ja auch Federer und Nadal nach längeren Pausen eindrucksvoll geschafft. Aber ein dauerndes Beherrschen der Szene halte ich fast für ausgeschlossen und wird auch nicht Djokovics Ziel sein. Sondern einzig die Konzentration auf die wichtigsten Turniere.
Zverev meisterhaft
Ich fand es höchst beeindruckend, wie der Hamburger die Hürde de Minaur gelöst hat. Der Australier ist ja in der Form seines Lebens und er machte Zverev das Leben wahrlich nicht einfach. Doch der nahm die Aufgabe an, blieb geduldig. Er spielte wahrlich nicht fehlerfrei, doch in den entscheidenden Situationen hatte er eben das Itzerl mehr Tenniskönnen und den passenden Gewinnschlag. Knackpunkt war der Tiebreak des 2. Satzes, den Zverev trotz 0:4-Rückstand noch für sich entschied, nachdem er schon beim Stand von 5:6 einen Satzball abgewehrt hat.
Bis zuletzt stand der Sieg auf der Kippe. Sehr wichtig für Zverev war im Hinblick auf seine Kraftreserven, dass er de Minaur in 3 Sätzen schlug, die schon 3:02 extrem anstrengende Stunden dauerten. Zumal er ja schon zuvor fordende Fünfasatz-Matches hatte und Halbfinalgegner Christian Ruud ausgeruht ist aufgrund des kampflosen Sieges gegen Djokovic.
Es ist die vierte Halbfinalteilnahme von Zverev in Paris hintereinander, das allein nötigt schon größten Respekt ab. Vor zwei Jahren zog er sich den bösen Bänderriss gegen Nadal zu, vergangenes Jahr unterlag er dieser Runde eben gegen Ruud. Wie es morgen ausgeht? On verra, wie die Französin so schön sagt.
Noch ein Gala-Content: Zverevs Freundin Sophia Thomalla wird nicht aufgrund ihrer beruflichen Verpflichtungen in Thailand nicht live vor Ort sein.
Schneckles Durchmarsch
Das kann man wörtlich nehmen. Denn gestern musste Laura Siegemund im Mixed zwei Spiel bestreiten und gerade jetzt das Endspiel. Zweimal siegte sie gestern im Matchtiebreak, stand insgesamt fast dreieinhalb Stunden auf dem Platz.
Warum das Finale nicht morgen oder übermorgen? Erstaunliche Terminplanung, Wetterunbill in den Tagen zuvor hin oder her. Ich wünsche dem Schneckle alles Gute.
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