Irrsinn in Sölden

Es ist wieder soweit. Wie immer in den vergangenen Jahren findet am letzten Oktoberwochenende auf dem Rettenbachferner in Sölden die ersten Skirennen der anstehenden Saison. Am Samstag ein Riesenslalom der Frauen, am Sonntag der der Männer.

Und wie immer in den vergangenen Jahrfen diskutiert die Skibranche und andere über den Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung. Angeblich braucht es den frühen Saisonstart, um dem Kunden das Skifahren schmackhaft zu machen. Auf dass er ins nächste Sportgeschäft rennt, sich mit den neuesten Modellen eindeckt (Skier, Schuhe, Anzug etc) und dann möglichst auch noch per Telefon oder online einen Skiurlaub bucht.

Die Wirklichkeit ist allerdings alles andere einladend für ein Ski-Abenteuer. Das einzig Abenteuerliche sind mittlerweile die abenteuerlich astronomischen Preise, die so ein Skiurlaub mit sich bringt. Equipment, Unterkunft und die Skipässe – und das vielleicht noch mit der Familie – das geht ins Geld. Und ein dürres weißes Schneeband in Sölden mit viel grau-braunen Geröll drumherum soll dazu animieren?

Der Unsinn dagegen ist reich gefüllt, vor allem der ökologische. Skifahren in Europa, das wird bald in Zeiten des Klimawandels nicht mehr lange möglich sein, wenn überhaupt dann nur auf den Gletschern, denn schon melden einige niedriger gelegenen Orte, dass es selbst für die Schneekanonen langsam zu warm wird. Aber mit Verrnunft darf man dem Skiverband und ihrem geldigierigen Präsidenten Johan Eliasch wirklich nicht kommen. Der plant ja auch jeweils zwei Abfahrten für Männer und Frauen vom Matterhorn nach Italien ungeachtet der Tatsache, dass diese Veranstaltung im vergangenen Jahr den Wetterunbill zum Opfer fiel. Denn wenn überhaupt dieses Rennen auch nur annähernd gefahrlos stattfinden soll, braucht es Laborbedingungen: beste Sicht, kein  Wind und eine vernünftige Schneeauflage. Die Chancen, dass das klappt, sind auch in diesem Jahr hicht gerade rosig; offenbar weiß sich die Natur zu wehren. Einen anderen Unsinn lässt sich Eliasch nicht ausreden. Gleich zweimal jagt er in dieser Saison  den Männertreoss nach Amerika und wieder zurück, wen interessiert da schon der ökologische Fingerabdruck?

Dass es also unvernünftig ist in Sölden, weiß jeder. Aber leider sagt keiner der Riesenslalomspezialisten seine Teilnahme ab, weswegen deren Proteste natürlich an Glaubwürdigkeit verlieren. Aber so ist das bei fast allen Sportarten. Man mault gegen die Veranstaltung hier und dem Fuzßballturnier dort in der Wüste, und doch – es sind natürlich alle dabei, soifern sie sich spoftlich qualifiziert haben.

Braatens Rückzug

Die Nachricht heute überschattete den Rennauftakt morgen und am Sonntag. Der norwegische Skistar Lucas Braaten hat seinen sofortigen Rückzug vom aktiven Sport bekanntgegeben. Mit gerade mal 25 Jahren und das bei bester Gesundheit. Grund ist der schon lange währende Streit mit dem norwegischen Verband um die Vermarktungsrechte. Braaten will für eine schwedische (auch das noch, der Erzfeind) Firma werben. Der Verband untersagt das strikt und drohte im Falle des Zuwiderhandelns mit einer empfindlichen Geldstrafe. Schon Aksel Lund Svindal und Henrik Kristoffersen hatten diesbezüglich großen Stress mit dem Verband, dem jetzt das wohl größte Technikertalent verlorengeht. Insgesamt 5 Weltcupsiege und die kleine Weltcupkugel im Slalom in der vergangenen Saison – und das ist erst der Anfang. Und Braaten war noch dazu ein äußerst charismatischer Zeitgenosse, ein Typ, den die Branche dringend braucht

Vorerst gibt es also nur Verlierer, aber es gibt Hoffnung, dass wir den brillanten Skifahrer auch rennmäßig wieder bestaunen dürfen. Im Skizirkus sind Nationenwechsel relativ einfach und schnell zu bewerkstelligen. Und Braaten besitzt ja auch die brasilianische Staatsbürgerschaft. Da wird er das wohl nicht ganz ernstgemeinte das wird zumindest Miriam Gössner-Neureuther hoffen Heiratsangebot von Felix Neureuther, nicht in Anspruch nehmen müssen. Erstes Wintergold also für Brasilien 2026 in Cortina – ich würde es den Norwegern gönnen.