Das war die Woche, die war

Barca verzaubert, Braaten comebackt, und Verstappen randaliert.

Hansi Catalán

Zum FC Barcelona habe ich ein äußerst zwiespältiges Verhältnis. Eigentlich mag ich die Katalanen lieber als Real Madrid (wobei das je nach Team-Zusammenstellung gewecheeslt hat in den veganfgenen Jahrzehnten. Das Barca mit Johan Cruyff und später mit Pep, Xavi, Iniesta und Messie hat mich fasziniert und teilweiise verzaubert. Doch diese Liebe hat durch das unanständige Finanz-Gebahren einen herben Dämpfer erlitten. Diese Tricksereien, um das ohnehin nur sehr lax genahdelte Financial Fairplay auszuhebeln und das Wetten auf die Zukunft war so gar nicht meins. Und jetzt? Spielen sie wieder  Fußball, in den man sich wieder verlieben muss.
Diese Woche war dann der Ritterschlag nach dem fulminanten Saisonbeginn. 5:1 vs Sevilla, 4:1 ves Bayern und am Samstag das 4:0 bei Real nach einer fast perfekten 2. halbzeit. Ex-Bundestrainer, hier verspottet und geächtet nach der missratenen Graugans-WM, hat sein Topos gefunden. Ein Reservoir höchstbegabter Akteure und vorne seinen alten Bayern-Torschützen Robert Lewandowski, der unter ihm regelrecht aufblüht. Mag die Verteidigung vogelwild erscheinen (zumindest vs die Bayern), diese Art Spektakel-Fußball will der Barca-Afficionada sehen.
Bei Real dagegen läuft noch nicht alles zusammen. Das war schon in der 1. Halbzeit gegen den VfB Stuttgart zu sehen, als sie fast chancenlos mit 0:2 zurücklagen und eine unwirkliche Aufholjagd in der 2. Halbzeit einiges vertuschte. Doch vor allem gegen Barca wurde offenbar, dass einiges noch nicht zusammenpasst. Kylian Mbappé wirkt bei all seiner Klasse immer noch wie ein Fremdkörper, Jude Bellingham wie ein Schatten seiner Debüt-Saison. Das Metronom Toni Kroos fehlt an allen Ecken und Enden, und die Abwehr ist auch nicht sattelfest. Wenn dann der zurzeit beste Torwart der Welt Thibault Courtois verletzt ausfaällt bibt es auch niemanden,der das kompensieren kann.
Dieser Missstand (auf hohem Niveau) kann Mister Carlo Ancelotti natürlich noch kompenieren, obwohl es mit der Meisterschaft schon eng werden dürfte.

Brasilien gewinnt Ski-Duell gegen Holland

Den Müttern sei Dank, Lucas Braaten und Marcel Hirscher können bei den Alpinen ein Comeback starten, ohne dass es in Norwegen und Österreich Knatsch um Startplätze gibt. Den gibt es in Brasilien (Braaten)  und Holland (Hirscher) eher nicht. Was war das für ein Aufmarsch in Sölden beim traditionellen Saisonbeginn Ende Oktober in Sölden. Hirscher hier, Braaten, der sich nun auch Pinheiro nennt, dort, Ländermatch-Stimmung Holland vs Brasilien. Während ich bei Hirschers Rückkehr nach 5 Jahren mit immer noch nicht sicher bin, ob das ganze nicht nur ein Werbegag für seine Skier und Kleidung und sonstige Geschäftsfelder ist, sehe ich Braaten (sehr) bald als echten Sieges-Kandidaten für Riesenslalom und Slalom. Er hat ja auch nur ein Jahr pausiert.  Mit Startnummer 41 carvte der extravagante Braaten auf Platz  4 hinter drei norwegischen Landsleuten, die den Leichtsinns-Ausfall des RS-Giganten Marco Odermatt nutzten. Und dabei ist dieses Jahr Aamodt Alexander Kilde gar nicht dabei. Immerhin: Hirscher kam in den zweiten Durchgang, das Skifahren hat er also nicht verlernt.
Viel weniger Trubel war dagegen bei den Frauen. Weltcup-Titelverteidigerin und Sölden-Vorjahressiegerin Lara Gut-Behrami konnte nicht starten. Die nach dem 1. Durchgang führende Mikaela Shiffrin hatte einen völlig missglückten 2. Lauf und wurde nur Fünfte. So siegte Federica Brignone, mit der in diesem Jahr sehr zu rechnen sein wird.
Die Deutschen? Slalom-Spezielitin Lena Dürr wurde gute Zehnte, Alexander Schmid belegte Platz 16 – ausbaufähig.

Plötzlich Diskussion um Neuer

Tatsächlich: Nach dem eher unglücklichen Saisonstart ist Torwart Manuel Neuer auch in der breiten deutschen Öffentlichkeit  nicht mehr heilig. Er gewinne keine Spiele mehr, befand Lothar Matthäus nach der 1:4-Pleite in Barcelona, sl Neuer keinen Balll zu fassen bekam. Das Timing ist offenschtlich nicht mehr so super wie einst. Sogar gegen Bochum verpasste er beim Herauslaufen den Ball. Der Zahn der Zeit oder nur momentane Formschwäche? Bei den Bayern selbst ist Neuer offiziell zumindest kein Thema. Das wird schon wieder, beruhigt Sportvorstand Max Eberl. Interessant wird die Personalie Neuer auf jeden Fall bleiben, denn sein 20 Mio+/Jahr-Vertrag läuft 2025 aus. Die Frage: Ob und zu welchen Konditionen(Dauer, Gehalt) wird verlängert mit dem Vereins-Heiligtum?

Verstappen überspannt den Bogen

Nach dem Wildwest-Rennen in Austin, in dem nur sein WM-Konkurrent Lando Norris bestraft wurde, hat es jetzt den Weltmeister erwischt. Wieder drängelte der Holländer Norris von der Piste, wollte den Crash provozieren. Am Sonntag in Mexiko  half kein Weltmeister-Bonus, er wurde für zwei klare Übertretungen mit zweimal 10 Sekunden bestraft, die er allerdings auf einmal „absitzen“ durfte. Das warf ih weit zurück, und mehr als der 6. Platz sprang nicht mehr heraus. Zwar verlor Verstappen weitere 10 Punkte auf Verfolger Norris, doch der Vorsprung beträgt immer noch 42 Punkte. Sein Glück: Ferrari hat plötzlich wieder das beste Auto im Feld, nach Charles LeClerc siegte diesmal Carlos Sainz jr. Um wirklich viele Punkte auzuholen, braucht Norris allerdings Siege, die jetzt noch schwerer werden.

Bronnie James – der Unterhaltungs-Gag

Jetzt ist es also passiert: Das erste Vater-Sohn-Spiel in der NBA. Zur Auftaktpartie der Los Angeles Lakers gegen die Minnesota Timberwolves durfte Bronnie 3 Minute an seite von Daddy LeBron ran. Er schnappte sich sogar einen Rebound und warf einmal (erfolglos) auf dem Korb. Doch in den beiden Partien danach gegen die Phoenix Suns und Sacramento Kings ward Bronnie nicht mehr gesehen. Alles nur ein Unterhaltungs-Gag gerade im Hollywood-LA? Wo die Medien gerade in der endlos scheinenden regulären Saison nach Superstories nur so dürsten? Es scheint so, und ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Frankreich schlägt stark auf

Giovanni Mpetsi Perricard gewann als Qualifikant das Tennis-Turnier in Basel. (Nicht nur) im Finale gegen Ben Shelton beieeindruckte er durch eine famose Aufschlagleistung. Es war der 2. Turniersieg für den 21-Jährigen, der schon in dea Halle von Lyon triumphiert hatte und das erste Mal auf sich aufmerksam machte.Genau rechtzeitig ein neuer Nationalheld vor dem Heim-Turnier in Paris-Berdy, für das er eine Wild Card erhielt.
In Wien gewann Jack Draper das Finale gegen den Russen Katschanow. Auch der Brite feierte seinen 2. Turniersieg. Zuvor hatte er die Wimbledon-Generalprobe von Halle/Westfalen gewonnen.
Olympiasiegerin Qinwen Zheng aus China gewann in Tokio, die Serbin Olga Danilovic in Guangzhou.

Und sonst?

  • Fußball-Bundesliga: Kaum werden die Gegner schwächer, funktioniert die Bayern-Torfabrik. 5:0 gewannen die Münchner beim völlig überforderten VfL Bochum, dre auf dem schlechtesten Weg zu Start-Minus-Rekorden ist. Auch die Ruhr-Rivalen haben große Probleme. Bei Borussia Dortmund wird das Wehklagen lauter hach dem 1:2 beim FC Augsburg, und Trainer Nuri Sahin coacht nur noch auf Bewährung. Sein Kapitän Emre Can dürfte das erste Opfer sein. Zu offenkundig furchtbar war die Szene beim deprimierenden 2:5 in Madrid, als er wie ein müdear Ackergaul Vini jr. hinterherlief und die Aufholjagd einfach einstellte wegen Hoffnungslosigkeit.
    In der 2. Liga läuft es wenig rund für die vermeintlich großen Namen: Schalke blamierte sich bei 3:4 gegen Fürth bis auf die Knochen, beim 1. FC Köln dominiert nach dem 1:2 gegen Paderborn schon die nächste Trainerdebatte, und de HSV versenkte den zuletzt guten Eindruck durch ein 2:4 in Elversberg. Der 1. FC Nürnberg hingegen wird zum Trainer-Kryptonid. Vor einer Woche musste Fürths Alexander Zorniger nach dem 0:4 im Frankenderby gegen, am Sonntag erwischte es Aufstiegs-Coach Joseph Enohs nach der 3:8-Torflut gegen die Clubberer.
  • Internationaler Fußball: Spitzenspiel in England ohne Sieger: In einer abwechslungsreichen Partie trennten sich der FC Arsenal und FC Liverpool 2:2. Mo Salah erzielte für Pool in der 81. Minute den Endstand nach einer fantastisch überlegten Vorarbeit von Darwin Nunez.
    Torreiches Derbi Italia. 4:4 zwischen Inter und Juventus – das ist nicht mehr mein destriktiver Fußball in der Serie A. Der eingewechselte Kenan Yildiz wurde zum Turiner Helden durch seine beiden ziemlich späten (71./81) zum 4:4-Ausgleich nach 2:4.
    Am Sonntag gab Mats Hummels sein Debüt in der Serie A für die AS Rom. Unglücklicher hätte es kaum verlaufen können, denn nach gerade mal 4 Minuten unterlief dem Ex-Dortmunder ein Eigentor. Tröstlich, dass es das 1:5 bei der Florentina bedeutete, also nicht spielentscheidend war.
  • Nationale Ligen: In der HBL ist die MT Melsungen jetzt allein an der Tabellenspitze. Das Team überwand auch die schwere Auswärtshürde Leipzig mit einem 28:27, während Hannover-Burgdorf beim HSV Hamburg einen Zähler einbüßte. Meister SC Magdeburg kann allerdings mit einem Spiel weniger noch zu Meldungen aufschließen.
    Die Basketballer von Ratiopharm Ulm haben die strapaziöse Reise vor einer Woche nach Oregon und das Gastspiel bei den Portland TrailBlazers an die Westküste der USA offenbar überwunden und kehrtengegen Rasta Vechta in die Siegesspur zurück. Mit 4:1 Siegen führen sie die BBL an. Bayern München vermied um Haaresbreite eine Heimpleite gegen Würzburg.
  • Internationale Ligen: Der FC Bayern Basketball bleibt in der EuroLeague im neuen SAP Garden auch im 3. Heimspiel ungeschlagen. Gegen das hocheingeschätzte Olympiakos setzten sich die Münchner 84:80 durch. Alba Berlin ging bei Baskonia mit 57:80 unter.
    In der Handball-Champions-League setzte es für die deutschen Vertreter Pleiten. Die Füchse Berlin verloren in einer Partie ohne erkennbare Defensive gegen Paris mit 38:40, der SC Magdeburg musste sich beim FC Barcelona mit 26:32 geschlagen geben.
  • Weltsport: Spannend bleibt es in der MotoGP. Francisco Bagnaia gewann den Grand Prix von Thailand und verkürzte den Rückstand aus José Martin auf 17 Punkte.Zwei Rennen stehen noch an in Sepang/Malaysia und Valencia.In der Moto3 ist dagegen alles klar: Der erst 18-jährige Kolumbianer David Alonso sicherte durch seinen überlegenen Sieg den Titel.
    Der Iron Man wurde dieses Jahr wieder auf Hawaii ausgetragen. Der Deutsche Patrick Lange setzte sich nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kiilometer Radfahren und abschließenden Marathonlauf überlegen mit neuem Streckenrekord von 7:35,53 Stunden durch. Als 11. hatte er den Marathon angegangen, für den er nur 2:37,11 Stunden brauchte. Nächstes Jahr wird wieder gewechselt. Da sind die Frauen auf Hawaii dran, während die Männer rund um Nizza starten.

Irrsinn in Sölden

Es ist wieder soweit. Wie immer in den vergangenen Jahren findet am letzten Oktoberwochenende auf dem Rettenbachferner in Sölden die ersten Skirennen der anstehenden Saison. Am Samstag ein Riesenslalom der Frauen, am Sonntag der der Männer.

Und wie immer in den vergangenen Jahrfen diskutiert die Skibranche und andere über den Sinn und Unsinn dieser Veranstaltung. Angeblich braucht es den frühen Saisonstart, um dem Kunden das Skifahren schmackhaft zu machen. Auf dass er ins nächste Sportgeschäft rennt, sich mit den neuesten Modellen eindeckt (Skier, Schuhe, Anzug etc) und dann möglichst auch noch per Telefon oder online einen Skiurlaub bucht.

Die Wirklichkeit ist allerdings alles andere einladend für ein Ski-Abenteuer. Das einzig Abenteuerliche sind mittlerweile die abenteuerlich astronomischen Preise, die so ein Skiurlaub mit sich bringt. Equipment, Unterkunft und die Skipässe – und das vielleicht noch mit der Familie – das geht ins Geld. Und ein dürres weißes Schneeband in Sölden mit viel grau-braunen Geröll drumherum soll dazu animieren?

Der Unsinn dagegen ist reich gefüllt, vor allem der ökologische. Skifahren in Europa, das wird bald in Zeiten des Klimawandels nicht mehr lange möglich sein, wenn überhaupt dann nur auf den Gletschern, denn schon melden einige niedriger gelegenen Orte, dass es selbst für die Schneekanonen langsam zu warm wird. Aber mit Verrnunft darf man dem Skiverband und ihrem geldigierigen Präsidenten Johan Eliasch wirklich nicht kommen. Der plant ja auch jeweils zwei Abfahrten für Männer und Frauen vom Matterhorn nach Italien ungeachtet der Tatsache, dass diese Veranstaltung im vergangenen Jahr den Wetterunbill zum Opfer fiel. Denn wenn überhaupt dieses Rennen auch nur annähernd gefahrlos stattfinden soll, braucht es Laborbedingungen: beste Sicht, kein  Wind und eine vernünftige Schneeauflage. Die Chancen, dass das klappt, sind auch in diesem Jahr hicht gerade rosig; offenbar weiß sich die Natur zu wehren. Einen anderen Unsinn lässt sich Eliasch nicht ausreden. Gleich zweimal jagt er in dieser Saison  den Männertreoss nach Amerika und wieder zurück, wen interessiert da schon der ökologische Fingerabdruck?

Dass es also unvernünftig ist in Sölden, weiß jeder. Aber leider sagt keiner der Riesenslalomspezialisten seine Teilnahme ab, weswegen deren Proteste natürlich an Glaubwürdigkeit verlieren. Aber so ist das bei fast allen Sportarten. Man mault gegen die Veranstaltung hier und dem Fuzßballturnier dort in der Wüste, und doch – es sind natürlich alle dabei, soifern sie sich spoftlich qualifiziert haben.

Braatens Rückzug

Die Nachricht heute überschattete den Rennauftakt morgen und am Sonntag. Der norwegische Skistar Lucas Braaten hat seinen sofortigen Rückzug vom aktiven Sport bekanntgegeben. Mit gerade mal 25 Jahren und das bei bester Gesundheit. Grund ist der schon lange währende Streit mit dem norwegischen Verband um die Vermarktungsrechte. Braaten will für eine schwedische (auch das noch, der Erzfeind) Firma werben. Der Verband untersagt das strikt und drohte im Falle des Zuwiderhandelns mit einer empfindlichen Geldstrafe. Schon Aksel Lund Svindal und Henrik Kristoffersen hatten diesbezüglich großen Stress mit dem Verband, dem jetzt das wohl größte Technikertalent verlorengeht. Insgesamt 5 Weltcupsiege und die kleine Weltcupkugel im Slalom in der vergangenen Saison – und das ist erst der Anfang. Und Braaten war noch dazu ein äußerst charismatischer Zeitgenosse, ein Typ, den die Branche dringend braucht

Vorerst gibt es also nur Verlierer, aber es gibt Hoffnung, dass wir den brillanten Skifahrer auch rennmäßig wieder bestaunen dürfen. Im Skizirkus sind Nationenwechsel relativ einfach und schnell zu bewerkstelligen. Und Braaten besitzt ja auch die brasilianische Staatsbürgerschaft. Da wird er das wohl nicht ganz ernstgemeinte das wird zumindest Miriam Gössner-Neureuther hoffen Heiratsangebot von Felix Neureuther, nicht in Anspruch nehmen müssen. Erstes Wintergold also für Brasilien 2026 in Cortina – ich würde es den Norwegern gönnen.