Odi eine Klasse für sich

Alpine Ski-WM in Schladming, III

Marco Odermatt wird seiner klaren Favoritenstellung im Super-G gerecht, Raphael Haaser lässt Österreich erneut jubeln, und Adrian Smitheth Sejersted aus Norwegen überrascht (zumindest mich).
Am Wochenende finden dann die beiden Abfahrten bei Frauen und Männern statt.

 

Super-G der Männer

 

Das Rennen

 

Marco Odermatt – und dann lange nichts. Mit einer nahezu fehlerlosen Fahrt gewann der Schweizer sein erstes WM-Gold im Super-G. Der beste Skifahrer unserer Zeit hat sein erstes Statement bei diesen Titelkämpfen gesetzt.1 Sekunde war am Ende sein Vorsprung auf den Zweiten Raphael Haaser. Zum Vergleich: Zwischen Platz 2 und 12 waren es auch nur 1,05 Sekunden.
Obwohl die Schweiz die Nase vorne hatte, wird die Skination Österreich mehr als zufrieden sein. Mit einer Medaille gerade für Raphael Haaser war nicht unbedingt zu rechnen. Haaser selbst musste auch die Belastung wegstecken, dass seine Schwester Ricarda, nicht Rebecca, wie ich gestern schrieb, sich tags zuvor schwer verletzt hatte. „Sie hat mir eine WhatsApp geschickt, ich soll Gas geben.“ Völlig überraschend kommt Silber nicht, hatte er doch bei der Generalprobe in Kitzbähel ebenfalls Platz 2 belegt.
Dagegen bin zumindest ich völlig baff über Bronzefahrer Sejersted, zumal er mit der im Super-G undankbaren Nummer 1 ins Rennen ging. Undankbar deshalb, weil er damit als Testpilot ohne Training bei gewaltigen Geschwindigkeiten fungiert. Doch die Fahrt des Draufgängers war tadellos, und als sie Fahrer für Fahrer hielt (außer bei Odermatt und Haaser), war es schon absehbar, dass es sich mit Bronze ausgeht.

Ein Debakel erlebte der Titelverteidiger: James Crawford aus Kanada, strahlender Hahnenkammsieger in der Abfahrt, belegte nach einer extrem fehlerhaften Fahrt den letzlich indiskutablen 27. Rang mit unglaublichen 3,41 Sekunden Rückstand.

War es vielleicht sogar ein Startnummernrennen? Odermatt startete als Siebter (Cameron Alexander mit der 7 hatte zurückgezogen), Haaser als Neunter, und Sejersted eben mit der 1. Auch gestern beim Super-G der Frauen schienen die eher vorderen Startnummern bevorteilt bei Gold für Nr. 7, Silber für Nr. 6. Bronze für die 10 und 14 (soweit die Theorie …)

 

🇦🇹 🇩🇪 🇨🇭

 

Das vermeintliche Ass der Gastgeber war Vincent Kriechmayr. Der enttäuschte auch keineswegs, kam aber als Vierter nur zur Blechmedaille, 5 Hunderstel hinter Bronze. Stefan Babinsky als Sechster und Lukas Feurstein (12.) übertrafen die Erwartungen.
Das kann ich von den Schweizer Mitfavoriten neben Odermatt nicht behaupten. Stefan Rogentin (8.), Franjo van Allmen (12.) zahlten Lehrgeld, Alexis Monnet fiel mit toller Zwischenzeit gar aus.
Die Deutschen hatten mit den vorderen Plätzen erwartungsgemäß nichts zu tun. Simon Jocher, der trotz Fersenbruchs (!) startete wurde 1., Roded Baumann belegte unweit von seinem Heimatort den 22. Platz.

 

Ergebnis

 

Gold:     Marco Odermatt      (SUI).        1:24,57
Silber:    Raphael Haaser      (AUT)        1,00 Sekunden zurück
Bronze: A.S. Sejersted.         (NOR)        1,15

4. Kriechmayr (AUT 1,20, 5. Fredrik Möller (NOR 1,22, 6. Stefan Babinsky (AUT) 1,30, … 12. von Allmen (SUI) 2,05, 18. Jocher (D) 2,45, 22. Baumann 2,67, 27. Crawford (CAN/TV 3,41

 

Stimmen

 

Marco Odermatt: Der Lauf war schon sehr, sehr nahe an der Perfektion. Es ist extrem schön, auch im Super-G Weltmeister zu sein (nach Abfahrt 2023 und RS 2023/d. A.)
Raphael Haaser: Es war im oberen Teil eine ansprechende Fahrt. Nach der Mittelstation bin ich vielleicht ein bisschen in der Gegend herumgefahren.

 

Abfahrt der Frauen        Samstag, 11.30 ARD, ORF1, Eurosport

 

Favoritinnen

 

2. Speedrennen, 2. Chance für die Frauen. Das Feld der Favoritinnen dürfte dasselbe sein wie das im Super-G. Besonders auf dem Zettel habe ich allerdings Lara Gut-Behrami und vor allem Sofia Goggia, die eine Medaille am Donnerstag verpasst haben. Allerdings stürzte Goggia am Donnerstag im Training. Steffi Venier schätze ich in der Abfahrt nicht ganz so stark ein, dasselbe gilt eigentlich auch für Federica Brignone, die allerdings in einer so grandiosen Form ist, dass sie auf jeder Strecke reüssieren kann.

 

Sehr zu beachten

 

Die Tschechin Ester Ledecka enttäuschte als 5. im Super-G keineswegs. Im letzten Training fuhr sie Ski-Snowboard-Allrounderin Bestzeit. Gespannt bin ich auf die beiden Super-GBronze-Frauen Kajsa Vickhoff Lie und Lauren Macuga

 

WM 2023 in Courchevel

 

  1. Jasmine Flury (Schweiz
  2. Nina Ortlieb (Österreich)
  3. Corinne Suter (Schweiz)

Flury (Knorpelschaden) und Ortlieb können wegen Verletzungen nicht starten. Ortlieb ist eh eine Pechmarie. Sie stürzte in Garmisch im ersten Rennen nach einer schweren Verletzung und muss deshalb erneut lange aussetzen. Corinne Suter hat ebenfalls eine lange Verletzungsgeschichte hinter sich, für eine Top-Platzierung muss alles passen.

 

WM 1991 Saalbach

 

  1. Petra Kronberger (Österreich)
  2. Nathalie Bouvier (Frankreich)
  3. Swetlana Gladyschewa (UdSSR)

Kronberger war in den jahren 1990 bis 1992 die beste Skifahrerin der Welt und holte dreimal den Gesamtweltcup (als erste Österreicherin seit Annemari Moser-Pröll, die zuvor in der Saison gleich 8 Weltcup-Rennen für sich entschied, und zwar in allen 5 Disziplinen. 1992 ließ sie noch zwei Olympiasiege folgen, ehe sie im Dezember 92 ihre Karriere überraschend wegen „mangelnder Motivation“ beendete.
Nathalie Bouvier war ein „One Hit Wonder“ par excellence. Niemals zuvora und danach hatte sie bei einem Weltcuprennen einen Podestplatz belegt.
Swetlana Gladyschewas Bronzemedaille fiel in die beste Zeit des russischen Skisports und gehört jahrelang zumindest der erweiterten Weltklasse an. 1994 gewann sie Olympisches Silber im Super-G, 1996 schaffte sie in Vail ebenfalls im Super-G ihren einzigen Weltcupsieg

 

Die Gastgeberinnen

 

Cornelia Hütter will ihr eher enttäuschendes Abfahrts-Ergebnis wiedergutmachen. Miriam Puchner liegt die Strecke und hat sich einiges vorgenommen. Ariane Rädler, die erst für die verletzte Ricarda Haaser ins Team rückte, will ihre „Chance wahrnehmen“, was immer das bedeutet, was immer dann herauskommt. Freude am Fahren, lautet ihre Maxime.

 

🇩🇪 👓

 

Sprießen leichte Medaillenhoffnungen? Emma Aicher jedenfalls mag die Strecke am Zwölferkogel. Nach dem erfreulichen Platz 6 im Super-G kam sie im trainig auf Platz 3, obwohl sie weit vor dem Ziel aufmachte. Kira Weidle-Winkelmann kann es in der Abfahrt eigentlich nur besser ergehen als im Super-G.

 

Startliste

2 Kira Weidle-Winkelmann
5 Ester Ledecka
7 Conni Hütter
8 Lara Gut-Behrami
9 Mirjam Puchner
10 Kajsa Vickhoff Lie
12 Sofia Goggia
14 Federica Brignone
15 Stephanie Venier
18 Lauren Macuga
21 Lindsey Vonn
30 Emma Aicher