Was so übrigblieb
Nach 11 wunderschönen Tagen in Budapest und Wien (und einen Tag Zwangspause wegen einer Erkältung) meldet sich der (immer noch leicht angeschlagene) Münchner Löwe zurück. Viel ist passiert, im Sport und im Weltgeschehen, aber keine Angst: Ich werde jetzt keine Nachlese betreiben, zumal ich (außer im Baseball sog. condensed games) kaum bewegte Bilder gesehen habe. Ich beschränke mich also auf die allgemeine Betrachtung der WM-Qualifikation und den unfassbaren Erfolgslauf des nicht nur mir bis dato völlig unbekannten Valentin Vacherot beim Masters in Schanghai: mit dem tränenrührenden Finale gegen seinen Cousin (!) Arthur Rinderknech.
Wer Baseball vermisst: ein gesonderter Text folgt
Die Sportstory des Jahres
Zeit für Kitsch as kitsch can? Bitte sehr, das Tennismasters erzählte eine Geschichte, wie sie nicht einmal der an Geschichten so reiche Sport oft hergibt. Hauptdarsteller: Valentin Vacherot, ein gebürtiger Monegasse (und nicht nur einer, der Monaco zum Steuervorteil bewohnt). Als den meisten völlig unbekannte Nummer 204 flog er zum Turnier von Schanghai. Diese Platzierung reicht normalerweise nicht mal fürs Qualifikations-Turnier. Doch weil viele Spieler ermüdet von der Saison ihre Teilnahme absagten, rückte der 26-Jährige (also gar kein ganz junger Spund mehr) als sog. Alternate Player nach. Und das Wunder begann: Mit Siegen gegen Basavareddy (USA) und Draxl (Kanada) qualifizierte sich Valeron fürs Hauptfeld. Dort begann der einmalige Run: Erfolge gegen den soliden Serben Lajos Djere (Nr. 79), den so fantastischen Tenniskünstler Alexander Bublik (16), das große tschechische Talent Tomas Machac (30), den lästigen Holländer Tallon Griekspoor (27). Viertelfinale, klingt schon hübsch für eine Nummer 204, war aber noch lange nicht genug. In der Runde der besten Acht rang er den hochbegabten Dänen Holger Rune nieder (Nr. 11), im Halbfinale den Alles-Rekordinhaber Novak Djokovic (mit 38 Jahren immer noch die Nummer 5, obwohl er kaum noch Turniere spielt).
Mit 8 Siegen innerhalb von 13 Tagen hatte sich Vacherot ins Finale eines Masters gespielt. Schon das ist eine unglaubliche Geschichte. Doch im Endspiel wartete nicht irgendeiner, sondern sein Cousin. Arthur Rinderknech hatte sich ebenfalls völlig überraschend ins Endspiel durchgekämpft, mit Erfolgen unter anderem gegen die viel höher eingestuften Alexander Zverev (den er schon in Wimbledon eliminiert hatte in der 1. Runde), US-Open-Halbfinalist Felix Auger-Alliasime und Daniil Medwedew. Herrlich die Bilder am Samstag, wie nach Rinderknechs Sieg gegen Medwedew ihm der sonntägliche Finalgegner um den Hals fiel.
Gespielt zwischen den Verwandten musste dennoch (der gemeinsame College-Trainer schaffte es nicht rechtzeitig aus den USA nach China, da hat der Drehbuchautor jämmerlich versagt). Und wie es sich für eine richtig schöne Kitsch-Geschichte gehört, gewann tatsächlich Vacherot in 3 Sätzen.
Der Lohn für Vacherot: 1.12 Millionen Dollar (bisher in der Karriere insgesamt gut 500.000), und dank der 1020 Punkte (1000 fürs Turnier, 20 für die Quali) der Sprung um gleich 162 Plätze auf Rang 40, weshalb er sich jetzt ein Jahr lang nicht um Qualifikationen für große Turniere kümmern muss.
Deutschland löst die Pflichtaufgaben
Mehr schlecht als recht, möchte man beckmessern, aber mehr als 2 Siege in 2 Spielen sind halt nicht zu leisten. Dem glanzlosen 4:0 gegen Luxemburg folgte am Montag im extrem stimmungsvollen Belfaster Stadion ein am Ende glücklicher 1:0-Sieg gegen Nordirland. Den Siegtreffer erzielte Nick Woltemade mit der Schulter nach einer Ecke, der neuen Spezialdisziplin der Truppe von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Eine vorzügliche Leistung im Tor bot Oliver Baumann, der damit die aufkommenden Gerüchte um eine Rückkehr von Manuel Neuer erst mal (?) verstummen ließ. Die Qualifikation fürs WM-Turnier ist nahe, ein Heimsieg am 17. November in Leipzig gegen die Slowakei, und das Ticket nach Nordamerika ist sicher. Wahrscheinlich reicht schon ein Unentschieden, das zeigt sich 3 Tage zuvor, wenn die Deutschen in Luxemburg un d die Slowaken gegen die Nordiren spielen.
Rechnerisch fix hat in Europa immer noch kein Team den WM-Platz. Insgeheim froh werden die Veranstalter sein, dass Israel prakisch keine Chance mehr auf einen Platz hat nach dem 0:5 in Norwegen (wieder 3 Haaland-Tore, unfassbar, der Mann). Also zumindest der Stress bleibt erspart.
Die Österreicher landeten zwar ein 10:0 gegen San Marino, der höchste Sieg in der Verband-Geschichte, leisteten sch aber eine völlig überflüssige 0:1-Niederlage in Rumänien durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. Noch haben die Austria-Kicker alle Chancen, doch in ihrer Form sind Siege in Zypern und gegen Bosnien-Herzegowina keineswegs eine gmahde Wiesn.
Staatsfeier auf den Kap Verden
Die Nationalteam von Inselgruppe westlich vom afrikanischen Festland hat es tatsächlich geschafft! Durch ein 2:0 gegen Eswatini (bis 2018: Swasiland) sicherten sich die Inselkicker zum ersten Mal in der Geschichte das WM-Ticket. Mit 500.000 Einwohnern sind sie das zweitkleinste Land überhaupt (nach Island 2018), das zu einer WM-Endrunde fährt. Die „Blauhaie“ ließen in ihrer Quali-Gruppe immerhin den fünffachen Africa-Cup-Sieger Kamerun hinter sich, der nun sein Glück in einer Monster-relegation (erst afrika-intern, im Frühjahr gegebenenfalls interkontinental). Der kurzfristig vom Staatspräsidenten aufsgerufene Feiertag wurde also tatsächlich zum Freudentag der seit 1975 unabhängigen Kap Verden, die erst seit 1986 Mitglied der FIFA sind. Und genau diese Geschichten sind es, die die FIFA angibt, wenn es das isrrsinnige 48er-Trunier zu verteidigen gilt (und nicht die zusätzlichen Aber-Millionen Dollares).
Mehr als die Hälfte der kapverdischen Spieler sind gar nicht dort geboren, und niemand spielt dort profimäßig Fußball, sondern in europäischen Ligen wie in Holland, Tükei, Sl,owakei, aber auch Vereinigte Emirate und USA.
Neben den vier nordafrikanischen Ländern Tunesien, Marokko, Ägypten und Algerien ist auch Ghana fix dabei. In 3 noch äußerst spannenden Gruppen werden heute 3 weitere Teilnehmer fix ermittelt.
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