New York feiert, und zwei deutsche Basketballerinnen sind mittendrin

Blick über den Teich, WNBA

Plötzlich war in New York Baseball und Football und NBA und NHL Nebensache: Denn im Big Apple gibt es endlich mal wieder einen Titel zu feiern im US Sport. Die Basketballerinnen der New York Liberty holten sich zum ersten Mal überhaupt die Trophäe. In einem extrem intensiven, nicht unbedingt schön anzuschauenden 5. Finalspiel gewannen sie im heimischen Barclays Center mit 67:62 nach 1. Overtime gegen die Minnesota Lynx.
Und zwei deutsche Nationalspielerinnen hatten erheblichen Anteil. Von Rookie Leonie Fiebich durfte man das fast schon erwarten, so eine großartige Rolle spielt sie schon in den gesamten Play-offs, in denen sie zahlreiche neue Rekorde für Liga-Neulinge aufstellte. Doch dass Nyara Sabally zum Gamechanger wird, das hätten die wenigsten erwartet. Und doch: Als sie im 3. Viertel ihre Zeit hatte, bekam Liberty einen Energie-Schub. In nur 4:36 Minuten sammelte sie 9 Punkte, 2 Rebounds und hatte ein +/- von +8. Am Ende hatte sie 13 Zähler und 7 Rebounds in ihren Stats, und ihr Steal samt anschließendem Korbleger stellte in der Overtime die Wichen auf Sieg. Kurioserweise hatte auch Fiebich 13 Punkte und 7 Rebounds. Dass sie ihren ersten Dreier in der Overtime traf, spricht für ihre Nervenstärke. Die beiden Deutschen waren hinter Joquel Jones (17) erfolgreichste New Yorker Werferinnen, noch weit vor den großen Stars vor Sabrina Ionescu und Breanna Steward.
Die Partie lebte von der Spannung. Beide Teams hatten grauenhafte Wurfquoten, was einerseits an der unerbittlichen Deckung, andererseits auch an der sichtlichen Nervosität der Scharfschützinnen lag. So traf Ionescu erst ganz am Ende einen Dreier, die Quote von 1/10 ist für sie beschämend. Umso erleichterter war gerade sie. Auf der anderen Seite war Courtney Williams mit 2 von 14 Würfen nicht viel besser, bei Minnesota waren Napheesa Collier (22 Punkte) und Kayla McBride die Stützen und trugen erheblich zur zum Teil zweistelligen Führung bei.

Endlich haben also die Liberty ihren Titel, und Prominente wie Spike Lee führen sich bei den Heimspielen mittlerweile genauso irre auf wie bei solchen der Knicks. Auch Dennis Schröder war live vor Ort. Der trägt ab Mittwoch mit seinen New Jersey Nets die Heimspiele ebenfalls im Barclays Center aus, doch ein Titel dürfte ihm versagt bleiben.

Sabally und Fiebich krönten ein schier unwirkliches Basketball-Jahr. Das begann mit der nervenaufreibenden Olympia-Qualifikation in de Hölle zu Belem, hatte den erste3n Höhepunkt in Paris, als die Deutschen viel stärker eingestufte Gegnerinnen wie Belgien und Japan und erst etwas unglücklich an Gastgeber Frankreich im Viertelfinale scheiterten. Fiebich steigerte sich in ihrer ersten Saison von Monat zu Monat, glänzt in der Verteidigung genauso wie vorne, wo sie zu den treffsichersten Schützinnen zählt. Sabally musste viel kämpfen, gegen enrome Konkurrenz auf ihrer Position. Als es drauf ankam und auf sie ankam, war sie zur Stelle, und nichts verdeutlicht die Wertschätzung wie eine Einsatzzeit in der Overtime des 5. und entscheidenden Spiels um den WNBA-Titel

 

Fiebich und Sabally auf Titelmission

Was für ein fantastisches Jahr hat der deutsche Basketball hinter sich. Erst der Titelgewinn der Männer bei der WM in Asien, die Qualifikation beider Teams (Frauen und Männer) für Olympia, wo sie trotz der jeweils verpassten Medaille gute bis sehr gute Auftritte hinlegten, der grandiose Triumph der 3×3-Frauen in Paris. Fehlt nur noch der Triumph in eine US-Profiliga
Den könnten jetzt Leonie Fiebich und Nyara Sabally in der WNBA, der Frauen US-Liga, mit ihren New York Liberty schaffen. Heute beginnen die Play-offs, und die New Yorkerinnen gehen als bestes Team des Grunddurchgangs als Mitfavoritinnen in die Post Season. Die beiden Deutschinnen sind jetzt nicht die  Stars der Mannschaft wie reanna Steward und Sabrina Ionescu, aber wichtige Rollenspielerinnen, die von der Bank kommend frischen Wind bringen. Fiebich bringt sich in ihrer Rookie-Saison immer mehr und besser ein, Sabally räumt unter den Brettern auf.  In der 1. Runde greffen sie in einer Best-of-3-Serie (immer eine heikle Angelegenheit) auf die Atlanta Dreams, ab dem Halbfinale geht es Best-of-5-Serien weiter.
Natürlich ist die Meisterschaft kein Selbstgänger. Titelverteidiger Las Vegas Aces mit Liga-Top-Scorerin A´ja Wilson ist ebenso zu beachten wie die Minnesota Lynx und Phoenix Mercury. (Sicher nicht nur mein) Dark Horse sind die Indiana Fever mit Caitlin Clark, der so gehypten Collegespielerin, wo sie zahllose Rekorde aufgestellt hat. Nach einem kapitalen Fehlstart kamen die Fever und Clark stärker und stärker in Fahrt, und wahrscheinlich hat es Clark auch gutgetan, dass sie bei Olympia nicht dabei war, obwohl das für sie sicher schmerzhaft war.
Keine Frage, die WNBA ist im Aufwind. Natürlich ist der Abstand zur NBA noch riesig und wird in absehbarer Zeit nicht mal ansatzweise aufzuholen sein. Doch meines Erachtens ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass auch hier zumindest sechststellige Jahresverdienste an der Tagesordnung sind.
In den Play-offs nicht dabei ist die beste deutsche Spielerin. Satou Sabally mit den Dallas Wings haben die Endrunde verpasst. Sabally selbst griff erst gegen Saisonende wieder ins Liga-Geschehen ein. Sie bezahlte damit ihren heroischen Einsatz bei der Olympia-Qualifikation in Brasilien, als sie trotz sehr lädierter Schulter auflief, danach aber mehrere Monate aussetzen musste. Ohne ihre Top-Spielerin schieden die Texanerinnen als zweitschlechtestes Team hinter den Los Angeles Sparks mit nur 9 Siegen bei 31 Niederlagen sang- und klanglos aus.