Galaktisch infantil schlechte Verlierer
Der großartige spanische Mittelfeldstratege Rodri ist zum Weltfußballer erkoren und in Paris mit dem Ballon d´Or geehrt worden. Endlich einmal kein Torjäger wie die ewigen Messis und Ronaldos, die sich mehr als ein Jahrzehnt die Trophäe abwechselnd mehr oder weniger glücksstrahlend abgeholt haben. Nur Luka Modric 2018, Desttructivus Corona 2020 und Karim Benzema 2021 brachen in die Phalanx der beiden Superstürmer ein. Der letzte Defensivspieler mit dieser Ehrung war 2006 (!) Italiens WM-Kapitän Fabio Cannavaro. Rodri ist vielleicht nicht der reinfühligste Fußballer auf dieser Erde, aber der mit einem enormen Fußball-IQ gesegnet, gepaart mit unglaublicher Zweikampfstärke und außerdem mit einem veritablen Schuss. Nicht ohne Grund wurde er bei der EM in Deutschland zum besten Spieler auserwählt.
So freudestrahlend Rodri, zurzeit auf Krücken wegen eines Kreuzbandrisses, die Trophäe entgegennahm, ein übler Missklang übertönte die Veranstaltung im Theatre de Chatele. Es fehlte nämlich komplett die 50 Personen starke Abordnung von Real Madrid. Ein eigens gecharterter Flug aus der spanischen Hauptstadt storniert, man blieb beleidigt zu Hause. Das Wahlkommittee hatte es gewagt, nicht Vinicius Junior, den brasilianischen Stürmer der Königlichen den Goldenen Ball zu geewähren. Ein Affront, tobte Präsident Florentino Perez, der via Hausblatt Marca extrem Werbung für den begabten, aber längst noch nicht vollendeten Angreifer zu machen. Und so gut er für Real mittlerweile spielt, bei der Copa Amerika im Sommer blieb er fast unsichtbar in einem desaströsen brasliankschen Team.
Nun gehört es zum guten Brauch, dass die Wahl des besten Spielers der Welt nicht von allen Seiten gutgeheißen wird. Ich erinnere an die beleidigten Weiß Leberwürschte aus München, weil das Gremium vor 2 Jahren nicht Robert Lewandowski (damals noch bei Bayern), sondern (mal wieder) Lionel Messi bedacht hatte. Aber offenbar ganz kurzfristig voll und ganz dieser Veranstaltung im nicht sehr weiten Paris fernzubleiben, entspricht wahrhaft nicht der Grandezza, die sich Real (nicht ganz zu Unrecht) anhaftet. Das blütenweiße Trikot hat hässliche Flecken bekommen. Zumal ansonsten ja einiges an Ehrungen abfiel für die Königlichen. Bestes (Männer)Team, Carlo Ancelotti Trainer des Jahres, Neo-Madrilene Kylian Mbappé bester Torjäger (gemeinsam mit Harry Kane). Und auch bei der Spielerwahl ist es ja nicht so, dass die Madrilenen übergangen wurden. Platz 2 ging an Vini junior, Platz 3 an Jude Bellingham, Platz 4 an Dani Carvajal. Mag sein, dass sich die Herrschaften gegenseitig Stimme und Punkte weggenommen haben. Dass dann die Real-Nationalspieler nicht dabei waren, als ihr spanischer Kapitän ggeehrt wurde, ist nur noch zum drüberstreuen.
Schade, dass Carlo Ancelotti, dieser großartige Trainer und Mensch, es nicht wagte, sich der Vereinsdoktrin zu widersetzen und persönlich die Wahl plus Trophäe entgegenzunehmen. Vor ein paar Wochen hatte er sich ja schon den Zorn des geldgierigen vereins-Oberen Perez zugezogen, als er den Boykott der unsinnigen, aber sehr geldigen Vereins-WM im Somme ankündigte. Jetzt siegte offenbar die Lust am Arbeitsplatz vor Sportsgeist. sportsgeist, den der gesamte Verein samt den Club-Postillien aufs Traurigste vermissen ließen.
Noch ein Wort zu den Frauen: Beste Spielerin wurde Aitana Bonmati vom FC Barcelona. Den Socrates-Preis ging an Jenni Hermoso. Die Spanierin, vor einem Jahr in den Schlagzeilen wegen der Kussanffäre bei der WM-Siegerehrung, wurde für ihre Rolle in der #SeAcabó-Bewegung geehrt, einer Kampagne, die die Grenzen des Fußballs überschreitet und zu einem Symbol für den Kampf um Gleichheit und Respekt gegenüber Frauen im Sport geworden ist.
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