Skandal schon vor der Eröffnung

Die offizielle Eröffnungsfeier ist erst morgen, und doch hat ein sportliches Ereignis schon den ersten Aufreger verursacht, je nach Anschauung sogar einen veritablen Skandal. Vorrunde im Fußball der Männer, Weltmeister Argentinien gegen den WM-Vierten Marokko, so weit so gut. Bei den Argentiniern stehen mit Julian Alvárez und Nicolas Otamendi immerhin zwei Weltmeister und Copa-Gewinner auf dem Feld, bei den Marokkanern der fantastische Achram Hakimi. In der Schlussphase haben die Argentinier haben ihre Matetee(?)-Lethargie abgelegt und wollen noch den Ausgleich, da tritt Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden auf den Plan. Er signalisiert erstaunliche 15 Minuten Nachspielzeit, obwohl es keine längeren Unterbrechungen gegeben hat. Das toppt sogar die WM in Katar, als die Schiris auf FIFA-Geheiß extrem viel Nachspielzeit gaben. Nun denn, wie es der Teufel will, traf der 22-jährige Christian Medina, einer der zig vielversprechenden jungen Spieler, die die Talentschmieden in Buenos Aires, Rosario und Co jährlich hervorbringen, nach einem Tohuwabohu im marokkanischen Strafraum in der letzten Minute der angezeigten Nachspielzeit ins Tor. Die Marokkaner waren erzürnt, die Spieler sowieso ob des verpassten und aus ihrer Sicht geklauten Sieges, aber auch die Zuschauer. Einige stürmten das Spielfeld, Herre Nyberg blies seine Pfeife. Der Schlusspfiff? Nur eine Unterbrechung? Niemand wusste wirklich Bescheid. Erst nach und nach sickerte durch: Es wird noch weitergespielt, aber erst, wenn das Stadion vollständig von Zuschauern geräumt ist.
Das dauerte etwa zwei Stunden, aber bevor es tatsächlich weiterging, konsultierte der Schiri das Video zum Ausgleich. Und siehe da: Ein argentinisches Bein war tatsächlich vor der Torerzielung knapp im Abseits, zumindest etwas deutlicher als der berüchtigte Dänen-Zehennagel gegen Deutschland. Die logische Folge: Der Treffer wurde aberkannt, und vor leeren Rängen spielten Marokkaner und Argentinier weitere 3 Minuten, der Himmel weiß warum, allerdings ohne weiteres Argentinien-Tor.
Die sind also mit einer Niederlage ins Turnier gestartet, ihr bisher weltweit noch nie dagewesenes Triple Weltmeister-Kontinentalsieger-Olympia ist erst mal gefährdet, aber noch zu bewerkstelligen. Zumal sie das Ergebnis nicht auf sich beruhen lassen wollen: Argentinien hat offiziell Protest eingelegt wegen „Unsinn“, auch eine schlüssige Begründung. Und Schiri Nyberg möge bitte sanktioniert werden. Fortsetzung folgt.