Zverev verliert auch beim dritten Mal – Tennismärchen für Madison Keys

Die Australian Open sind zu Ende, doch für Alexander Zverev gab es kein Happy End. Im Finale unterlag er dem Weltranglistenersten Jannik Sinner 3:6, 6:7, 3:6. Er verlor damit das dritte Mal bei seinem dritten Grand-Slam-Finale nach den beiden Fünfsatz-Pleiten gegen Dominic Thiem (US Open 2020) und Carlos Alcáraz (French Open 2024). Drei Finalsniederlagen bei drei verschiedenen GS-Turnieren bei keinem eigenen Sieg, das hat es meiner Kurz-Recherche nach noch nie gegeben. Ivan Lendl hat allerdings sogar seine ersten 4 Finals verloren, bevor er 1985 in Flushing Meadows triumphierte.

Im Finale kann sich Zverev gar nicht viel vorwerfen. Sinner war an diesem Tag einfach der bessere Spieler, machte mit seinem eersten Aufschlag 83 Prozent der möglichen Punkte, ein unfassbar guter Wert. Folgerichtig musste der Italiener nicht einen einzigen Breakball abwehren. Dazu kam noch Glück hinzu wie sein unerreichbarer Netzroller im Tiebreak des 2. Satzes. Wenn (ja dieses Wen …) Zverev den gewonnen hätte, wäre die Partie vielleicht gekippt. Dadi wari, verschüttete Milch.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Zverev mit seiner eher abwartenden Spielweise gegen einen Sinner auch nur in guter Form ohne Chance ist (und wahrscheinlich auch gegen Carlos Alcáraz). Zverev steht jetzt vor der sehr schwierigen Entscheidung: Ändert er sein Spiel zu mehr Risiko, also ein, zwei Schritte näher zur Grundlinie, wie es objektive Beobachter schon länger fordern. Doch letztlich hat ihn dieses Spiel nicht nur dreimal in ein GS-Finale geführt (in Melbourne praktisch unangefochten); er ist auch die ganz klare Nummer 2 hinter einem seit einem Jahr schier unbezwingbaren Sinner.

Und damit komme ich zur eigentlichen Tragik des ganzen Turniers: Meines Erachtens nämlich dürfte es den Triumphator Sinner gar nicht geben nach seinen zwei positiven Dopingproben vom März 2024. Die der Tennisverband schlicht ignorierte (bzw. die Räuberpistole des händeverseuchten Masseurs glaubte). Und das Tun dieses engen Vertrauten nicht Sinner zurechnete, obwohl das in derlei Fällen zwingend ist. Dass der CAS bisher den Einspruch der Dopingagentur gegen diesen skandalösen Freispruch nicht entschied, sonden sich erst im März dazu bequemt, st en weiterrer Skandal. Sinner hat damit 2 Grand-Slam-Turniere gewonnen (auch die US Open 2024), an denen er nicht hätte teilnehmen können, wenn es auch nur ansatzweise mit rechten Dingen zugegangen wäre. Betrogen werden damit alle Zuschauer, all seine Gegner. Un er selbs hat zwei Sieger-Schecks in Höhe von insgesamt 5 Millionen Euro kassiert.
Gestern war Eva Lys im ZDF-Sportstudio: ohne Namen zu nennen hat sie auf die enorme Ungleichbehandlung nahmhafter Tennisstars und dem Rest verwiesen (auch ohne Namen zu  nennen: Dass sie neben der Polin Iga Swiatek auch Jannik Sinner meinte, lag klar auf der Hand). Ich übersetze: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Widerlich, und das schreibe ich als Sinner-Fan, der ich bis zur Doping-Bekanntgabe war.

 

Fantastische Madison Keys

 

Während mich das Männer-Finale nicht vom Sofasitz riss, war das beim Frauen-Finale am Samstag zwischen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka und Madison Keys ganz anders. Ein söektakuläres Endpiel, spannend bis zum tatsächlich entscheidnenden Matchball, den Keys mit einem brachialen Winner für sich entschied. Was im Tennis äußerst selten vorkommt. Beide Spielerinnen packten in der entscheidenden Phase der Partie ihr allerbestes Tennis aus. Dumme Fehler gab es kaum noch, dafür Traumschläge en masse auf beiden Seiten.

Disclaimer: Ich bin Fan von Madison Keys, seitdem sie mit 14 jahren in der Profitour aufschlägt. Ein Riesentalent, doch in entscheidenden Momenten nicht Herrin ihrer Nerven. Es gab Experten wie zum Beispiel Oliver Faßnacht von Eurosport, der sogar wetten wollte: Keys wird nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, trotz ihrers fulminanten Aufschlags und krachenden Grundschläge. Weil sie nicht Herrin ihrer Nerven sei, in entscheidenden Phasen oft die falschen Entscheidungen treffe.

Ich fand das damals extrem anmaßend, gerade in dieser Endgüligkeit. Als ob sich ein 17-jähriger hochtalentierter Mensch nicht ändern könnte. Doch Faßnacht schien recht zu behalten. Einmal erreichte sie zwar in New York das Finale, das sie allerdings völlig wegwarf und absolut chancenlos gegen ihre gute Freundin Sloane Stevens.

In den vergangenen Jahren wurde es stiller um Keys, auch weil sie viele Verletzungen hatte. Auch ich hatte die Hoffnung auf einen GS-Erfolg von ihr aufgegeben. Jetzt bei den Australian Open war sie bei kaum einem Experten auch nur im erweiterten Favoritenkreis, obwohl sie mit der Empfehlung eines Turniererfolges im Vorfeld nach Melbourne kam. Was ich dann früh sah, war eine etwas anders spielende Keys. Immer noch mit beeindruckenden Schlägen, aber taktisch schien sie viel reifer, und ihre Nerven schien sie auch im Griff zu habern. Es folgte der schier unglaubliche Lauf, die ihre Nerven und die ihrer Anhänger gehörig strapazierte. Schwerer hätte der Weg ins Finale kaum sein können: Schon in der 2. Runde hatte sie große Mühe gegen die Qualaifkantin Ruse und setzte sich e kanapp mit 7:5 im 3. Satz durch. Es folgten Siege gegen die weit höher aingestuften Danielle Collins und Elena Rybakina, ein Zittererfolg gegen die unglaubliche Ukrainerin Elina Svitolina: Im Halbfinale der Thriller gegen Iga Swiatek, als sie gar einen Matchball abwehren musste und dies mit einem perfekten Schlag auch tat. Dann der Showdown vs Sabalenka, zuvor in Melbourne 20-mal hintereinander als Siegerin vom Platz gegangen bei 2 Turnier-Triumphen 2023 und 2024.
Attraktives Tennis spielt sie sowieso mit unglaublich harten Grundschlägen (es gibt nicht so viele Männer, die durchgehend so hart spielen), wenn auch mit mehr Drall).

29 Jahre musste Madison Keys werden, es war ihre 47. Grand-Slam-Teilnahme. So gesehen hat Alexander Zverev noch ein bisschen Zeit

 

Australian Open: Finale zwischen Pest und Cholera, aber ohne Corona

Ich habe es befürchtet, aber erwartet: Jannik Sinner hat das Finale der Australian Open erreicht. Dass er da nacheinen Leistungen objektiv hingehört, möchgte ich gar nicht bestreiten. Aber es bleibt der Gestank seines immer noch nicht endgültig entschiedenen Doping-Falls. Warum de CAS es nicht geschafft hat, in der Causa wenigstens eine Entscheidung zu treffen, empfinde ich jetzt als noch ärgerlicher, weil aus dem virtuellen Australian-Open-Finalist Sinner ein tatsächlicher geworden ist. Der normalerweise schon längst zumindest für ein Jahr aus dem Verkehr gezogen worden häte müssen, so wie normalerweise Dopingfälle bestraft werden. Meine Meinung zum Fall selbst habe ich schon öfter auch hier zum Ausdruck gegeben. Auch wenn die Räuberpistole der dopingverseuchten Masseur-hand zutrifft (was ich persönlich schon bezweifle), Sinner muss sich unbedingt den Fehler eines seiner engsten Vertrauten zurechnen lassen.
In dem Zusammenhang bleibt für mich der Super-Gau wenigst3ns aus, weil die zweite Dopingsünderin Iga Swatek nach einem grandiosen Halbfinale an Madison Keys gescheitert ist.

Meine persönliche Pest also gegen Alexander Zverev, meine Cholera. Ein Frauenschläger (ein Verfahren, das die Ex-Frau anstrengte, wurde eingestellt), dem doch der deutsche Boulevard (und nicht nur der) zu Füßen liegt. Der im übrigen ebenfalls beeindruckend spielt. Immerhin hat es die Cholera Zverev geschafft, meine persönliche Nemesis Novak Djokovic (also Corona) aus dem Weg zu räumen (wenn auch nur durch einen Aufgabesieg nach dem ersten Satz. Den mag ich halt persönlich überhaupt nicht, wegen seines überbordenden Nationalismus, seiner Attitüde des allseits verfolgten Stars, den niemand liebt, sondern bestenfalls respektiert. Nota Bene mag ich seine Art, Tennis zu spielen nicht, und nicht nur wegen seiuner chronisch unsportlichen ewigen Balltipperei vorm Aufschlag.

Es waren zwei merkwürdige Halbfinali am Freitag: Zunächst Zverev vs Djokovic, am hellichten Tag und dementsprechenden Temperaturen in Melbourne. Losgelöst von meinen Vorlieben oder nichtlieben der betreffenden Spieler. Was einem bei Zverev oft in den Wahninn treibt, ist sein manches arg defensives Spiel meterweit hinter der Grundlinie. Weiß er selber, wie er hinterher zugab, aber warum es ihn seit Jahren kein Trainer beibringen kann die Bälle früher zu nehmen, öfter am ans Netz zu rücken (gut, dann müsste der betreffende Trainer ihm noch einen überdurchschnittlichen Volley beibringen), das verstehe ich nicht. So verpufft die unglaublich gute Rückhand, weil sie shclicht ewig unterwegs ist, bis sie beim Gegner ankommt. Gegerade gegen einen Djokovic, der an guten Tagen kaum Fehler macht, ist so etwas verheerend.

Verlassen konnte sich Zverev im Gegensatz zum Tommy-Paul-Match auf seinen Aufschlag. Der erste kam kam zu 76 Prozent und führte in 83Prozent der Fälle zum Punkt, also praktisch eine sichere Bank.

Djokovic konzentrierte sich darauf, seine Aufschlagsspiele durchzubringen. Er wirkte nicht fit, nach dem er in der voritgen Partie gegen Alcáraz sich am Oberschenkel behandeln ließ. Doch wie oft hat beim Djker der Schein getrügt und er trotz tatsächlicher oder vermeintlicher Malaisen ein Spiel noch gewonnen. Diesmal nicht, diesmal war es offenbar ernst. nach dem verlorenem Tiebreak gab Djokovic unvermittelt auf. Es war ihm klar, dass er nach 80 Minuten Spielzeit, in die er viel Energie gesteckt hatte, nie drei Sätze gegen Zverev hätte gewinnen können. Die einzelnen Pfiffe, mit denen er beim Abschied aus der Arena bedacht wurde, hätten isch die Pfeifenden auch sparen können, darauf wies im übrigen auch Zverev hin. Denn egal, wie man letztlich zu Djokovic steht: Das hat der 24-malige Grand-Slam-Gewinner (davon 10-mal in eben jeder Rod-Laver-Arena, nicht verdient.

Im Finale gegen Sinner am Sonntag (09:30, Eurosport) sehe ich Zverev tatsächlich leicht favorisiert, vor allem wenn sein Service so gut funktioniert. Der Italiener nämlich wirkte bei seinem jur dem Ergebnis klaren 7:6, 6:2, 6:2 gegen den Amerikaner Ben Shelton nicht immer souverän. Sheltonhatte die große Chance auf den ersten Satz, als er bei eigenem Aufschlag zwei Satzbälle vergab. Auch in der Folgezeit hielt Shelton mehr als mit, versagte aber wiederholt in den entscheidnden Szenen. Auch Sinner wirkte alles andere als topfit und ob er ein längeres Match durchgehalten hätte, schien sehr zweifelhaft. Am Ende schaffte er unter Aufbietung letzter Kräfte die entscheidenden Spielgewinne.

Wenn nicht jetzt, wann dann könnte es also für den besten deutschen Tennisspieler seit Boris Becker und Michael stich heißen. Ein Grand-Slam-Sieg würde zumindest seine Tennis-karriere rund machen nach 2 ATP-Finals und mehreren Masters-Triumphen. Vom Olympiasieg 2021 ganz zu schweigen. Lieben werde zumindest ich den Frauenschläger deshalb nicht mehr.