von Münchner Löwe | Aug. 3, 2024 | basketball, Olympia, Paris, Schwimmen
Französischer Feiertag
Er hat es wieder getan. Leon Marchand gewann auch sein viertes Einzelrennen und avanciert endgültig zum französischen Sporthelden. Über 200 Meter Lagen deklassierte er erneut die Konkurrenz und schrammte nur um sechs Hundertstelsekunden an seinem eigenen Weltrekord vorbei. Seine Schmetterlingsstrecke sei nicht optimal gewesen, bekannte er. Marchands Olympia ist damit vorbei. Mit 22 Jahren steht er ja erst am Beginn seier Sportkarrierre. Ich bin gespannt, ob das Multitalent bei seinen Strecken bleibt oder sich neue Herausforderungen sucht. Langstrecke, Sprint – alles scheint möglich.
Schrieb ich Heldenstatus? Den hat Judoka Teddy Riner in Frankreich längst inne, so durfte er vor einer Woche zusammen mit 400-Meter-Legende Marie-Jose Perec das olympische Feuer entzünden (das, wie ich las, gar kein Feuer ist, sondern aus künstlichem Licht besteht. Gestern schlug Riner auch sportlich zu, bildlich gesehen. Im Superschwergewicht legte er alle Konkurrenten per Ippon auf die Matte und sicherte sich sein 3. Olympiagold in Folge.
Und weil die Franzosen so schön am Feiern waren, gab es am Abend noch einen Dreifacherfolg im BMX-Rennen. Joris Daudet siegte vor Sylvain Andre und Romain Mahieu, Namen, die mir gar nichts sagen. Ich kann mit diesem BMX-Rennen ehrlich gesagt wenig anfangen. Überholen ist praktisch unmöglich, wer nach de ersten Kurve vorn ist, hat praktisch gewonnen, zumal es nur über eine Runde geht. Spannend geht anders.
Aber auch für Franzosen wachsen die Bäume nicht in den Himmel. So schied Felix Lebrun im Tischtennis-Halbfinale gegen den Chinesen Fan Zhendong mehr oder weniger chancenlos aus. Fan bekommt es im Finale mit Truls Moregard zu tun, dem Schweden mit dem eckigen Schläger. Bei dem warte ich förmlich, dass er irgendwann explodiert.
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Die Basketballer ganz groß – mit zwei Siegen über französische Teams (Bäume nicht im Himmel und so). Praktisch gleichzeitig trafen die Männer-Weltmeister und das Frauen 3×3-Team auf die Gastgeber. Das von den formidablen Dennis Schröder und Franz Wagner angeführte Team ließ der Equipe Tricolore um Wunderkind Victor Wembanyama nie den Hauch einer Chance und gewann letztlich souverän mit 85:71, teilweise führten sie mit mehr als 20 Punkten. Schröder und Wagner sammelten je 26 Zähler, und Letzterer scheint seinen Wurf wiedergefunden zu haben. 8 von 15 fanden das Ziel, davon 3/7 Dreier. Der Erfolg war deshalb sehr wichtig, weil die Weltmeister so den haushohen Goldfavoriten bis zum Finale aus dem Weg gehen, der Weg dahin wird schwer genug, führt wahrscheinlich über Griechenland und Serbien.
Zum Nägelkauen spannend war dagegen das 3×3-Spiel der Frauen gegen Frankreich. 10 Minuten reine Spielzeit dauert eine Partie. Nur, werdet ihr sagen. Aber in diesen 10 Minuten gibt es für keine Protagonistin auf dem Feld eine Pause, es geht andauernd zur Sache. Kleine Einschränkung: Ein Team besteht aus 4 Spielerinnen, Wechsel sind zu jeder Zeit möglich. Auch wenn die Deutschinnen zunächst wenig trafen, auf ihre Kapitänin Svenja Bronckhorst ist Verlass. Heute mit einem Sieg gegen Spanien würden sie mindestens Platz 2 in der Vorrunde sicher haben und damit fix ins Halbfinale einziehen. Bei einer Niederlage muss der Rechenschieber ran, aber auch als Dritter hätte das Team in den Play-Ins heute Abend(wahrscheinlich vs Aserbaidschan oder China)
Leo Neugebauer auf Goldkurs. Der Zehnkämpfer führt recht klar nach dem ersten Tag und zeigte mehr als solide Leistungen. Über 400 Meter stellte er mit 47,30 Sekunden gar eine persönliche Bestleistung auf. Wenn man die bisher so erbrachten Leistungen aller in den einzelnen Disziplinen hochrechnet, ist Neugebauer nicht mehr einzuholen. Aber niemand weiß natürlich, wie es in den Köpfen der Sportler aussieht. Immerhin: Die 110 Meter Hürden, immer sehr tricky, hat er mit 14,51 Sekunden schon mal im Soll absolviert.
Enttäuschung der Springreiter: Als bestes Team der Qualifikation gingen Deutschland ins Finale und leistete sich vor der märchenhaften Kulisse Schloss Vesailles letztlich 2 Springfehler zu viel, also nur Platz 5. Das britische Team gewann. Das neue Format des Nationenpreises gefällt mir überhaupt nicht. Eine Equipe besteht nur noch aus drei Reitern oder Reiterinnen statt bisher vier, und es gibt nur einen statt zwei Durchgängen.
Silberjubel im Bogenschießen: Das Mixed Michelle Kroppen/Florian Unruh musste sich erst im Finale Südkorea geschlagen geben, holten in dieser Disziplin aber zum ersten Mal Silber bei Olympia. Die Südkoreaner schafften im dritten Pariser Wettbewerb das dritte Gold. Bogenschießnation halt.
von Münchner Löwe | Juli 29, 2024 | basketball, Olympia, Paris, Radsport, Schwimmen
Geländeritt vorm Schloss Versailles, Beachvolleyball unterm Eiffelturm Fechten in den erhabenen Hallen des Grand Palais- und dazu auch noch Sonnenschein. Paris bietet schon.
Statement des US-Teams
Das Sammelsurium der US-NBA-Stars hat gezeigt, dass nicht nur jeder für sich Extraklasse darstellt, sondern auch als Team funktioniert. Gegen die überaus ambitionierten Serben setzten sich die USA letztlich souverän mit 110:84 durch. Anfangs konnten die Serben einigermaßen mithalten, angeführt von Nikola Jokic und Bogdan Bogdanovic, doch spätestens wenn die Bankspieler reinkommen, wird es halt schwierig. Da wirft ein Kevin Durant halt mal 5 von 5 Dreier. Trainer Steve Kerr, selbst ein brillanter Distanzwerfer und überaus erfolgreicher Coach der Golden State Warriors, hat es offenbar geschafft, seine Stars bei Laune zu halten auch bei geringeren Einsatzzeiten, als sie es bei ihren Clubs gewohnt sind. Der serbische Trainer findet ja, dass dieses US-Team besser ist als das legendäre Dream Team 1992 mit Magic Johnson und Michael Jordan – ein Sakrileg. Diese Mannschaft wird ein für alle Mal einmalig bleiben, Vergleiche verbieten sich.
Marchand schwimmt – und die Halle fliegt weg
Der Franzose ist ein Schwimm-Genie, es hat wahrscheinlich noch nie einen gegeben, der in allen Disziplinen Weltklasse ist. Die 400 Meter Lagen sind für ihn prädensteniert, und er lieferte. Er deklassierte die Konkurrenz um mehr als 8 Sekunden, eine Schwimm-Ewigkeit. Die ohnehin sehr stimmungsvolle Halle kochte förmlich über, das Dach flog weg. Und Leon Marchand? War nicht hundert Prozent zufrieden mit sich, denn den angepeilten Weltrekord, den selbstverständlich er selbst hält, verpasste er. Die Anzeichen verdichten sich, dass das Becken nicht das allerschnellste ist, hat es doch noch überhaupt keinen Weltrekord gegeben, höchst ungewöhnlich bei Olympischen Spielen im Schwimmen. Das Becken ist nur 2 Meter tief, bei den Tauchphasen müssen die Aktiven tatsächlich aufpassen, nicht an die Unterwasserkameras zu stoßen.
Weltmeisterin Anelika Köhler verpasste über 100 Meter Schmetterling als Vierte eine Medaille. Sie war untröstlich und voller Ärger. Nämlich darüber, dass eine überführte Dopingsünderin Bronze holte. Zhang gehörte nämlich zu den 21 Chinesinnen und Chinesen, die noch vor den Spielen 2020 positiv getestet wurde und unter fadenscheinigsten Gründen (verseuchtes Essen in der Kantinee) erst vom nationalen Verband, später auch vom IOC exkulpiert wurden. Ein veritabler Skandal, der jegliche Anti-Doping-Kampagnen des IOC ad absurdum führt. Dieses will Geschäfte machen, und die Chinesen undihre Sponsoren zahlen Aber-Millionen, will man nicht verärgern. Die anderen Schwimmer werden dann halt um Medaillen betrogen und stehen auch noch als schlechte Verlierer da, wenn sie sich darüber beschweren.
Pauline Prevot wie Pogacar
Auch im Mountainbike der Frauen durfte Frankreich Gold bejubeln. Pauline Prevot fuhr der Konkurrenz wie gerade Tadej Pogacar bei der Tour auf und davon und siegte mit mehr als 3 Minuten Vorsprung. Es war ein spektakulärer Kurs über Stock und Stein und manch künstlicher Barriere wie Treppenstufen oder ein Fels-Labyrinth. Schöne spektakuläre Bilder, aber leider auch schwere Stürze. Am schlimmsten erwischte es die Französin Loana Lecomte. Sie blieb zunächst bewegungslos liegen, doch die Ärzte konnten Entwarnung geben. „Nur“ eine Gehirnerschütterung und Gesichtsprellungen hat sie erlitten
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Pech hatte Slalom-Kanutin Ricarda Funk. Mit der besten Halbfinalzeit aller Teilnehmerinnen hatte sie sich fürs Finale qualifiziert und durfte Medaillenhoffnungen hegen. Auf dem Weg dahin verpasste sie allerdings ein Tor und kassierte 50 Strafsekunden. Ein kleiner Trost, wenn man so will: Auch ohne diesen Fauxpas hätte es nicht zu einer Medaille gereicht, und Gold für die Australierin Jessica Fox war nach deren Traumfahrt gerade im unteren Teil ohnehin außer Reichweite.
Mehr als eine Talentprobe lieferte Mountainbikerin Laura Stigger, die als Sechste bisher das beste österreichische Ergebnis bei Olympia herausfuhr. Lange hielt sie sich in der ersten Verfolgungsgruppe hinter Prevot, musste dann aber abreißen lassen.
Einen brillanten Ritt durchs Gelände absolvierte Vielseitigkeitsreiter Michael Jung auf Chipmunk, der vor dem abschließenden Springen heute Nachmittag in Führung liegt, allerdings darf er sich dort nur einen minimalen Zeitfehler leisten, wenn die Britin Laura Collett fehlerlos bleibt. Dagegen haben sich die Hoffnungen auf eine Mannschaftsmedaille zerschlagen, weil Christoph Wahler kurz vor Schluss stürzte.
Und sonst?
– Fecht-Spektakel im Grand Palais: Dabei behielt im Degen-Einzel der Japaner Koki Kano die Nerven und siegte in der tobenden Halle sicher gegen den Lokalmatadoren Yannick Borel mit 15:7.Im Frauen-Florett gab es durch Lee Kiefer und Lauren Scruggs einen US-amerikanischen Doppelerfolg. Die Deutsche Anne Sauer scheietrte im Viertelfinale an der späteren Bronzemedaiilen-Gewinnerin Alice Volpi aus Italien.
– Jugend forsch: Die erste Skateboard-Entscheidung mutierte zum Mädchen-Wettbewerb.Es siegte die Japanerin Coco Yoshizawa(15) vor ihrer Landsfrau Liz Akawa (16) und Rayssa Leal (15) aus Brasilien. Das Podest ist richtig alt gegenüber dem von Tokio (13, 13, 16). Schon witzig, dass das in meiner Jugend aufgekommene Skateboarding (also in den 70ern) immer noch so trendig ist.
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