Liverpool – die Macht in Europa und England

Goldene Zeiten in Anfield

 

Die Reds ohne den Heiland Jürgen Klopp, was kursierten da für Schreckensszenarien. Und jetzt?: Nach gut einem Drittel der Saison steht der FC Liverpool so gut da wie noch selten. Ohne Punktverlust in der Champions League fast schon sicher direkt im Achtelfinale, souverän an der Spitze in der Premier League. Und auch wenn bis Saisonschluss noch viel Wasser an der Merseyside fließen wird: Sollte die Mannschaft am Sonntag gegen das zurzeit inferiore Manchester City gewinnen, dann das Team fast schon einen Haken an die Meisterrschaft machen. Okay, sehr, sehr, sehr früh, aber es wären dann elf Punkte auf den Titelverteidiger, und der Rest der Liga scheint auch nicht konstant, nicht wahr Arsenal?

Es sind ja nicht nur die Siege am laufenden Band, sondern die Art und Weise, wie Klopp-Nachfolger Arne Slot sein Team spielen lässt und wie es spielt. Sie können mittlerweile alles, wie das Spiel am Mittwoch gegen Real Madrid zeigte. Volles Tempo, aber auch Tempomäßigung. Und jeder der elf Spieler ist außergewöhnlich gut, ohne dass die Mannschaft auf einen einzigen angewiesen ist. Ein Mo Salah mag derzeit Scoring-Rekorde aufstellen und (mal wieder) in der Form seines Lebens sein – unersetzlich scheint er nicht, zumal die Spieler anderer Clubs fast Schlange stehen, damit sie bei den Reds anheuern dürfen; enannt sei Salahs ägyptischer Landsmann Marmoush, der der fast schon zu  logische Nachfolge wäre.

Ein Großteil der Mannschaft ist  noch jung, Klopp hat es nach den Triumphen geschafft, den Umbruch bestens einzuleiten. Slot verfeinert das Ganze jetzt. Es sind goldene Zeiten, die auf den FC Liverpool warten.

 

Ds weiße Ballett humpelt

 

Ganz anders Real Madrid: In der Primera Division selten souverän und katastrophal beim 0:4 gegen den FC Barcelona. Dafür stehen die Königlichen mit nur vier Punkten Rückstand und einem Spiel weniger auf den katalanischen Erzrivalen noch relativ gut da. Der Auftritt an der Anfield Road war fast schon desaströs zu nennen, natürlich auch bedingt durch enormes Personalsorgen gerade in der Abwehr, wo Ausnahmekönner wie Alaba, Carvajal und Militao schmerzlichst vermisst werden. Vor allem aber gibt es das Problem Kylian Mbappé – dessen Verpflichtung eh schon heikel war und mir zumindest sportlich überflüssig schien, weil auf dessen Lieblingsposition die Madrilenen mit Vini jr. bestens besetzt waren. Dementsprechend schwer tut sich der Ausnahmestürmer noch, er fremdelt noch merklich. Und auch als er wg Vinis Verletzung auf der linken Seite spielen durfte – das war gar nichts gegen Pool, und sein verschossener Elfer war nur der traurige Beleg.
Real hat mal wieder den Fehler gemacht und nach Namen eingekauft und nicht, was das Team benötigt. Den Abgang von Toni Kroos wollten die Königlichen vereinsintern kompensieren, aber das ging schief, auch weil der dazu auserkorene Fernando Valverde ob der Verletzungen hinten aushelfen muss. Damit fehlt aber der Taktgeber, der Dirigent, ohne den die Stars vorne in der Luft hängen. Und da diese eher wenig geneigt sind, hinten tatkräftig mitzuhelfen, gibt es die Unwucht. Dass mündet dann halt schon in drei Vorrundenniederlagen in der Champions League, und die beiden Heimsiege gegen die deutschen Clubs Stuttgart und Dortmund kamen ja auch eher glücklich (positiv gesagt: Bernabéu und Ausnahmekönnen) zu Stande.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich Real abschreibe, dazu ist die Klasse der Einzelnen zu groß zumal die Verletzten spätesgtens 2025 zum großen teil zurückkommen. , zu außergewöhnlich. Ein Mbappé kann jederzeit „explodieren“. Und jetzt hilft die aufgeblähte Champions League extrem. Mann stelle sich jetzt ein Endspiel bei Atalanta bergamo vor, stattdessen hat Real danach noch zwei Fangnetz-Spiele im Januar gegen Red Bull salzburg und Stade Brest. Und in einer K.-o.-Runde ist Real immer zu unglaublichen Taten fähig.

 

Freude und Ärger übers neue Format der Champions League

 

Meine große Skepsis gegenüber der 36er-Monstertabelle, die die 8 Vierergruppen ablöste, habe ich hier und anderswo schon hinreichend zum Ausdruck gebracht. Diese Skepsis ist beileibe nicht verflogen, sondern hat sich eher verfestigt. Ich will nicht verhehlen, dass es Spieltag für Spieltag höchst attraktive Partien allein vom Namen her (Liverpool vs Real, Bayern – PSG) oder der Dramaturgie (City vs Feyenoord, PSV vs Donezk) der Partie selbst. Aber auch nach dem 5. Spieltag kann ich das Ganze immer noch nicht einordnen (vielleicht bin ich auch zu blöd dazu). Die Tabelle määndert  unübersichtlich vor sich hin (wer hat schon im Kopf, wer wann noch gegen wen spielt) und alles ist auch noch um zwei Spieltage aufgebläht, also noch sehr viel zusätzlicher Fußball in einem ohnehin schon völlig übersättigten Fußball-Kalender. Natürlich hat das Aufblähen auf 8 Spieltage die Folge, dass nach dem 4. Spieltag noch nichts entschieden ist, aber das empfinde ich eben als sehr vergifteten Vorteil.
Die acht Vierergruppen hatten ihre Nachteile – ganz gewiss. Und in einigen Gruppen war in den vergangenen Jahren nach dem 4. oder spätestens 5. Spieltag alles entschieden. Aber es gab eben auch in jedem Jahr auch einige Gruppen, in dem praktisch bis zur letzten Minute noch alles kippen konnte. Vor allem wusste jeder, wer gegen wen spielt, und es gab zwei Aufeinandertreffen der Gegner, also die Möglichkeit der „Racha“, wie das mein Vater zu nennen pflegte. Es gab die sogenannten Todesgruppen und machbare Gruppen, also hatte auch schon die Auslosung ihren Reiz. Jetzt übernimmt diese komplett ein Computer. Und der spuckt dann eben für Leipzig ein ungleich schwereres Programm aus als etwa für Borussia Dortmund. Ein Kontrahent Celtic Glasgow zu Hause ist ein Glücksfall, Celtic Glasgow in Schottland eher ein Albtraum.
Es gibt in der Tat sehr viele nicht nur auf dem ersten Blick überraschende Ergebnisse, die ich durchaus goutiere. Aber die sind eben auch dem Umstand geschuldet, dass die Topclubs diese vielleicht nicht mit dem letzten Ernst angehen, weil es eben zwei Partien mehr zum kompensieren gibt.
Nun denn, es stehen noch 3 Spieltage an. Real auf Platz 24 muss tatsächlich ums bloße Weiterkommen bangen wie auch PSG, ManCity, der VfB Stuttgart. Vieles ist allerdings auch jetzt schon praktisch entschieden wie das Aus für RB Leipzig, Young Boys Bern oder das sichere Weiterkommen aller Teams mit 10+ Punkten, das sind zurzeit schon 12 Clubs, also ein Drittel. Schauen wir mal, wie es sich entwickelt.