Ein Zugeständnis – überflüssig wie ein Kropf

Die UEFA in all ihrer Weisheit hat also zugestanden, dass Marc Cucurellas Handspiel im EM-Viertelfinale ein strafbares Handspiel war. Auf dem ersten Blick ist es ja ehrenhaft, einen Schiedsrichterfehler auch zu benennen, doch insgesamt erscheint mir dieses „Geständnis“ überflüssig wie ein Kropf. Warum jetzt (erst)?, stellt sich mir die Frage, also zweieinhalb Monate nach dem Vorfall? Und warum wird das Kriterium „Torchance verhindert“  plötzlich herangezogen, das nachweislich zu diesem Zeitpunkt laut FIFA (und allein die hat das Regel-Sagen) absolut kein Kriterium war. Das wurde ja allüberall auch heftig kritisiert, aber es zählt meines Wissens nach eben erst vor dieser Saison. Mal ganz davon abgesehen, dass die UEFA in ihrem Statement absolut nichts dazu geäußert hat, ob

a) Niklas Füllkrug bei seiner Kopfball-Vorlage auf den Schützen Jamal Musiala nicht doch wie die Fernsehbilder sehr vermuten lassen, im Abseits stand und
b) Florian Wirtz bei Musialas Schuss nicht im verbotenem passiven Abseits stand, weil er dem Torwart die Sicht nahm, womit das Kriterium „Torchance“ wieder wegfallen würde.

Gerade war die Betrugs-Diskussion abgeflaut, die das Land wochenlang beherrschte. Der Schaum vorm Mund eingetrocknet, bzw. notdürftig abgewischt. Die Wut auf Cucurella vorbei, die mit den micht tiefst beschämenden Pfiffen gegen den spanischen Verteidiger im Halbfinale und Endspiel gipfelten. Die warfen ein armseliges Licht auf die deutsche Nicht-Verlieren-Können-Fankultur (zumindest eines unüberhörbar großen Teils von ihr).
Wie es der Teufel will, gastiert Cucurella mit seinem FC Chelsea am 28. November in der Conference League beim 1. FC Heidenheim, da kann der Boulevard wieder hübsch stänkern gegen die“ Hand Lockes“. Allein die Gleichstellung mit Maradonas klar absichtlichem Hand 1986 ist dermaßen übertrieben und lächerlich. Diesen Vegleich stellten und stellen ja auch vermeintliche Qualitäts-Medien wie spiegelonline an, die Cucurellas Aktion und das Nicht-Ahnen in die Reihe der  größten Fußball-Skandale aller Zeiten auflisten.

Was bleibt: Ein Schiri, der jetzt den Schwarzen Peter inne hat, ohne dass er sich wehren durfte und darf. Ein Verband, der sich wie eine Weide im Wind hin- und herbewegt ohne Sinn und Verstand. Eine wieder aufgebrachte Fußball-Nation Deutschland. Schuld sind ohnehin immer die Anderen.