Das war die Woche, die war

Offensiv-Spektakel und ofene Fragen

Zweiter gegen Erster, Eintracht Frankfurt gegen Bayern München, das versprach viel und hielt fast alles. 3:3 ist ein merkwürdiges Ergebnis, aber letztlich vedient. Die Münchner waren hochüberlegen, hatten teilweise mehr als 75 Prozent Ballbesitz, ihre Tore fielen fast zwangsläufig, wobei mit Min Jae Kim und Dayot Upamecano zwei Verteidiger erfolgreich waren, während der vermeintliche Goalgetter Harry Kane ohne Abschluss blieb und zu allem Überfluss auch noch angeschlagen das Feld vorzeitig verlassen musste.
Doch in die Offensiv-Herrlichkeit, die die 3 Treffer nur unzureichend widerspiegeln, auch aufgrund der vortrefflichen Leistung von Eintracht Schlussmann Kaua Santos, der den verletzten Stammtorwart Kevin Trapp (fast) vergessen lässt, mischt sich Befremden in die defensive Anfälligkeit. Jeder wusste oder ahnte sehr wissend, dass sich die Franfurter aufs Konter verlegen würden, auch dank ihrer großartigen und pfeilschnellen Angreifer Omar Marmoush und Hugo Ekitiké. Und auch wenn die Bayern viele der Konter durch schnelles Gegenpressing im Keim erstickten, ein paar mal kamen sie halt durch hatten gegen die letzten verteidigenden Mohikaner Upamekano und Kim eher leichtes Spiel. Und da auch Manuel Neuer außerstande war, auch nur einen der 3 Schüsse zu entschärfen, stand m Ende ein 3:3 auf der Ergebnistafel. Alles kein Problem außer das Ergebnis, wiegelte Sportvorstand Max Eberl ab. Aber die frage darf schon gestellt werden, ob ein Team nicht wenigstens in der Nachspielzeit mit wenigstens ein bisschen Verteidigung einen Vorsprung über die Zeit spielen sollte. Die nächsten Gegner zu Hause heißen nach der durch Länderspiele bedingten Pause VfB Stuttgart und FC Barcelona. Dort treffen sie das Tor bisweilen auch ganz hübsch.
Noch ein statistisches Schmankerl: Die von mir hinreichen entwürdigten extended Goals wiesen bei Eintracht Frankfurt den Wert 0,89 auf. Bei drei Toren nach Schüssen frei vor Neuer eine wirklich erstaunliche Zahl (pro Tor nicht einmal 30 Prozent?).

Spitzenclubs suchen Spitzenform

Was haben Meister Leverkusen, der Zweite VfB Stuttgart und der Champions-League-Finalist und derzeitige Tabellenführer der Königsklasse Borussia Dortmund gemeinsam? Es flutscht nicht so richtig.
Nehmen wir Bayer, den ungeschlagenen Titelträger. 2:0 führten sie nach 8 Minuten gegen Holstein Kiel, man durfte sich sorgen um den Aufsteiger. Ein weiteres Tor von Boniface wurde wg hauchzarten Abseits zurückgenommen, und die Herrlichkeit schwand von Minute zu Minute. Vor der Pause durfte Max Geschwill nach einer Holtby-Ecke völlig ungehindert am Fünfmeterraum einköpfen, in der 2. Halbzeit verursachte Jonathan Tah in bemitleidenswert hilfloser Art einen Elfmeter, den Lewis Holtby verwandelte. In de Schlussphase hatten die Kieler sogar die größte Torchance, die aber Bayer-Schlussmann Lukas Hradecky mit einem vfantastischen Reflex abwehrte. „Uns fehlt der letzte Biss“, moserte der Finne.
Zu mosern hatten auch die Dortmunder – drei Tage nach der 7:1-Gala in der Champions League gegen Celtic. Beim 1. FC Union zeigten sie in der 1. Halbzeit eine unterirdische Leistung. Nationalverteidiger Nico Schlotterbeck verursachte täppisch einen Elfmeter, den Kevin Vogt verwandelte zu seinem ersten Treffer nach fast 10 Jahre (damals mit dem 1. FC Kön auch gegen den BVB. Der steigerte sich im zweigten Durchgang, aber mehr als der Treffer des Ex-Unioners Jonas Ryerson sprang nicht mehr heraus. Es grummelt vernehmlich am und um den Borsigplatz.
Der VfB Stuttgart bleibt ebenfalls hinter den Top-Leistungen der vergangenen Saison zurück, zumindest manchmal. Wie am Sonntag, als die sehr kriselnde TSG Hoffenheim ein 1:1 aus. Und schon das Unentschieden kam letztlich glücklich zu Stande durch einen Elfmeter, den Ermedin Demirovic erst im Nachschuss verwandelte. Scheint eine Stuttgarter Spezialität zu sein, den Gleiches gelang vor Wochenfrist Enzo Millot.

Trainereffekt bei Coco Gauff

Die Tennisspielerin hatte knapp einem Monat bekanntgegeben, dass sie künftig auf die Dienste von Brad Gilbert verzichte. Matt Daly soll neuen Schwung bringen. Gilbert hatte sie zwar im vergangenen Jahren bis zum US Open Titel gecoacht, aber in diesem Sommer wollte es nicht so recht laufen. Beim ersten großen Turnier ohne den Ex-Profi mit den üblen Tricks (Winning ugly heißt sein Buch) gewann die Amerikanerin gleich das Masters-Turnier von Peking, bei dem bis auf Iga Siatek die komplette Weltelite am Start war. Ihr erster Triumph seit Januar! Nachdem sie im Turnier durchaus ihre Mühe hatte und unter anderem im Achtelfinale von einer Aufgabe von Naomi Osaka profitierte, zeigte sie gegen die Tschechin Karolina Muchova eine herausragende Leistung, die fürs Saisonfinale vieles erhoffen lässt. Muchova ihrerseits kehrt mit Riesenschritten zurück in die Weltelite, wo sie mit ihrem wunderbaren vielseitigen Spiel einfach hingehört.
Die Männer sind bei Masters in Schanghai noch mitten im Turnier. Mit dabei ist auch Alexander Zverev, obwohl er geradde erst eine Lungenentzündung auskuriert hat und sichtlich noch nicht vollends auf dem Damm ist. Angeblich aber kann aktives Spielen keine gravierenden Spätfolgen zeitigen, wollen wir das mal glauben und hoffen.
Jannik Sinner steht im Achtelfinale: Seine Doping-Affäre ist ja jetzt beim CAS anhängig. Dort lässt man sich aber offenbar zeit, was ich unerträglich finde für alle Beteiligten. Für Sinner, weil er das Damoklesschwert einer Sperre über sich hat, vor allem aber für die Konkurrenz, der Sinner mit seinen Siegen Punkte und Geld wegnimmt. Ich würde schon hoffen, dass spätestens  bis zu den ATP Finals in Turin so oder so eine Entscheidung getroffen wird.