Super Bowl na und, Wechselirrsinn mit Doncic und Co

Blick über den Teich, NFL und NBA

 

Verdammt soll der Super Bowl sein

 

Na, dass ist doch mal eine Überschrift, die zum Lesen reizt … Eigentlich wäre für den Blick-über-den-Teich-Schauer heute Nacht DER Feiertag. Aber noch selten hat mich ein Super Bowl so wenig interessiert wie dieses Jahr. Für mich ist die Partie im Super Dome zu New Orleans zwischen den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles eher ein Horror Bowl. Die Chiefs regen mich schon die ganze Saison mit ihrem extrem effizienten, aber wenig attraktiven Defensiv-Football auf (plus ein paar überragende, leider sehr seltene Offensiv-Highlights von Quarterback Patrick Mahomes und vornehmlich Travis Kelce). Die Eagles sind mir, auch wegen ihres mir grund-unsympathischen Anhangs, schon seit jeher eher ein Graus. Das gilt leider für alle Philly-Teams (außer vielleicht den Flyers in der NHL), die ich ja aufgrund ihres Stadtnamens mögen müsste. Das fast nur auf Laufspiel basierendes Offensiv-Play der Eagles (überagend natürlich Running Back Shaqin Barkley) macht mich auch nicht grade an.

Also eher die Wahl zwischen Pest und Cholera: zwischen dem einmaligen Dreifachtriumph en suite der Chiefs und einem unerträglichen Triumph-Geheul der Eagles. Da passt es vortrefflich, dass DT als erster amtierender Präsident sich live vor Ort die Ehre gibt und womöglich den Münzwurf ausübt (samt dem üblichen Getöse). Dass die Trump-hörigen NFL-Milliardäre den Leitsatz „End racism“ wieder von der Endzone entfernen ließen, um ihren lieben und vor allem teuren Donald nicht zu vergraulen, passt da bestens ins Bild.
Viel Vergnügen trotzdem, vielleicht wirds ja ein attraktives spannendes Spiel. Morgen Vormittag relive reicht mir allerdings völlig.

 

Schluss der Transferzeit in der NBA: ein Ende mit Schrecken! Nur für Wen?

 

Endlich hat das Gerüchteln um Verstärkungen, Transfers, Rebuild ein Ende. Manche Teams sind kaum wiederzuerkennen. Wenn ich etwa an „meine“ Sacramento KIngs denke: Gegangen ist mit (unter anderen) DeAaron Fox (auf eigenes Betreiben!) der beste und aufregendste Spieler, dafür kamen Zach Levine und vor allem als Defensiv-Verstärkung Jonas Valenciunas, der jetzt mit Domantas Sabonis litauische Twin Towers weit weg in Kalifornien bildet.
Hauptaufreger war allerdings der immer noch unfassbare Tausch Luca Doncic/Anthony Davis zwischen den Dallas Mavericks und Los Angeles Lakers. Doncic war DER Franchise-Player der Mavs, vielleicht der begabteste Basketballer unserer Zeit. Ja, die Fitness ist nicht so sein Ding, auch nicht das Verteidigen, und seine ständige Meckerei über die Refs nervt unendlich; aber sein Unterhaltungsfaktor ist einmalig, seine Ideen, seine Kreativität. Der Finaleinzug letzten Juni war vor allem seiner Brillanz geschuldet. Gibt man wirklich so einen Spieler ab, auch wenn es gesundheitliche Probleme gab?
Die Mavs-Fans gaben die Antwort, trugen ihr Team sinnbildlich mit einem Sarg zu Grabe. Vor allem stieß sauer auf, dass der Trade offenbar ein Alleingang des Team-Managers Nico Harrison war, ohne Absprache mit dem Trainerstab. Verschwörungstheorien machten und machen die Runde (Umzug nach Vegas? Hat die NBA, vielleicht sogar Commisioner Adam Silver die Finger im Spiel, um die Liga zu pushen?) Vor allem aber: Der Gegenwert hätte viel mehr sein müssen als Anthony Davis. Mindestens noch ein Starting-Five-Spieler der Lakers (Austin Reaves, Rui Hachimura) hätte herausspringen müssen. Warum wurde übehaupt nicht mirt anderen Teams verhandelt? Gerade die Deutschen schauen ja besonders gespannt auf die Mavericks, spätestens seit Dirk Nowitzkis glorreichen Zeiten in Texas, großer Seufzer.
Der fantastische Verteidiger Anthony Davis wiederum wird den Lakers fehlen (Defense wins Championships). In seinem ersten Spiel für die Mavericks legte er gleich mal 26 Punkte, 16 Rebounds, 7 Assists und 3 Blocks auf, bevor er mit einer nicht näher bezeichneten Oberkörperverletzung das Parkett verlassen musste. Doncic wiederum verpasste sein für gestern Nacht anvisiertes Debüt bei den Lakers, die dennoch gegen die Indiana Pacers klar gewannen, weil Austin Reaves (sic) gleich 45 Punkte erzielte.

Auch zwei Deutsche gerieten in den Trade-Strudel. Nationalmannschafts-Kapitän Dennis Schröder, erst im Dezember von den Brooklyn Nets zu den Golden State Warriors gewechselt, wurde via Utah Jazz als eintägige Zwischenstation an die Detroit Pistons weitergereicht. Ein Team, das durchaus Play-off-Chancen hat, wo er helfen kann. Schon zuvor hatte er den „modernen Sklavenhandel“ in der NBA beklagt und bekam medial (vor allem auch hierzulande) ordentlich Dresche für die Wortwahl. Der Ausdruck „Sklave“ ist natürlich ob der Irrsinsgehälter reichlich absurd, doch dass die Profis bis auf ganz wenige Ausnahmen so überhaupt kein Mitspracherecht haben, wo sie spielen (dürfen), finde ich schon seit Jahren bedenklich; auch weil Spieler bei all den Millionen-Privilegien Menschen (mit Familie) sind. Und mit Geld kann man zwar vieles kaufen, aber zum Beispiel eben keine (Schul)Freunde.
Doof lief es auch für Daniel Theis. Den gaben die New Orleans Pelicans an die Oklahoma City Thunder ab. Die allerdings fanden keine Verwendung für ihn und setzten ihn auf die Straße (waived). Nein, dort wird Multimillionär Daniel Theis nicht verhungern, aber er ist erst mal verbannt von den geliebten Basketball-Feldern. Vielleicht ein Mann für die Euroleague, speziell für den FC Bayern?

Fast in den Hintergrund bei all dem Irrsinn geriet der Wechsel von Jimmy Butler von den Miami Heat zu den Golden State Warriors. Hier war wiederum der Spieler der Initiator. Seit Monaten drängte er auf den Trade, aus reiner Geldgier, vielleicht auch aus Prinzip, weil er noch nie im Freiden schied von seinen Teams. Die Heat signalisierten ihm nämlich, dass sie eine Vertragsverlängerung nicht zu den von Butler gewünschten Konditionen (Maximum-Gehalt, mehr als 50 Millionen Dollar/Jahr) für den Mittdreißiger zahlen wollen, sondern nur 40 Millionen oder gar 30 Millionen, ein echter Hungerlohn. Ob ihn die Warriors die gewünschten Summen wirklich zahlen, weiß ich nicht, aber es könnten am Ende tatsächlich alle Beteiligten als Sieger aus der Sache herauskommen. Die Warriors bekommen einen Top-Spieler gerade in den Play-offs (wenigstens noch für 1, 2 Jahre), die Heat sind einen Dauer-Konflikt los, und Jimmy Butler selbst hat seinen Seelenfrieden wieder und darf mit Steve Curry auf große Taten in San Francisco hoffen.

Fazit: Ich kann gerade nicht absehen, wer am Ende Gewinner und Verlierer sind. Dem ersten Eindruck nach haben die Spurs das große Los gezogen zumindest für die mittelfristige Zukunft mit dem „Außerirdischen“ Victor Wembanyama. Die Mavs müssen erst mal ihre Fans zurückholen, die Lakers die offene Baustelle „Defense“ schließen. Und meine Kings? Ich sehe tatsächlich viel Potenzial, aber ob das reicht für ganz oben, da habe ich meine ernsthaften Zweifel.

 

 

 

Monympia tous les jours

Erster Weltrekord – und so viel Schwimm-Mehr

Was für eine fantastische Abendsession am Mittwoch in der Schwimmhalle. 5 Entscheidungen, und alle hatten es in sich. Das Beste kam zum Schluss, nämlich der erste Weltrekord dieser Spiele. Der Chinese Pan Zhanle brauchte über 100 Meter Freistil nur 46,40 Sekunden und unterbot seine eigene Bestleistung um satte vier Zehntel. Er distanzierte die gesamte Konkurrenz um mehr als eine Sekunde – über 100 Meter eine Ewigkeit. Noch im Vorlauf hatte sich Pan Zhanle fast herausgebadet, als er nur um 5 Hundertstel am Ausscheiden vorbeischwamm. Die Diskussionen über ein langsames Becken dürften zumindest etwas verstummen.
Dennoch: (Nicht nur) mein Held des Abends war Leon Marchand. Der Franzose schaffte das noch nie da gewesene Doppelgold über  200 Meter Schmetterling/200 Meter Brust – und das binnen 90 Minuten.  Über die Schmetterlingstrecke besiegte er in einem faszinierenden Endspurt samt so noch selten gesehener letzter Wende den Weltrekordler Kristiof Milak. Der Ungar war völlig entgeistert und bedient ob des verlorenen Golds. Noch selten habe ich einen missmutigeren Silbermedaillengewinner gesehen. Am liebsten hätte er wie Fußballer nach einem verlorenen Finale die Medaille vom Hals gerissen und in die schmutzige Seine geworfen. Tat er dann doch nicht, aber das Siegerfoto zeigt einen zutiefst unglücklichen Mann. Marchand dagegeg genoss die Ehrung vor „seinem“ ihm zu Füßen liegenden sichtlich, brach sie ab, denn es standen ja noch die 200 Meter Brust auf seinem Programm. Und die gewann er souverän, und wenn er nicht die für Schwimmer mörderischen 200 Meter Schmetterling in seinem Körper gehabt hätte, wäre schon er zum Weltrekord geschwommen. Man beweise mir das Gegenteil. Egal was bei Olympia noch passiert, die Spiele haben ihren Helden schon gefunden.
Und die Frauen? Zwei Grand Dames triumphierten. Über 100 Meter die schier ewige Schwedin Sarah Sjöström, Weltrekordhalterin über diese Strecke, und schon 2016 in Rio Siegerin. Ihre Erfolgsbilanz bei Großereignissen ist atemberaubend: zweimal Gold bei Olympia, 14 WM-Titel auf der Langbahn und 6 WM-Titel auf der Kurzbahn. 17-mal EM-Gold und 12 Siege auf der Kurzbahn. Wäre spannend zu wissen, ob sie selbst ihre 51 Titel noch alle zusammenbekommt. Se will weitermachen, bis 2028, wie sie bekannte.
Noch erfolgreicher, was Olympia betrifft, ist Katie Ledecky. Die Ausnahme-Langstrecklerin gewann ein einsames Rennen über 1500 Meter und damit ihr achtes Gold. Sie ist damit gemeinsam mit ihrer US-Landsfrau Jenny Thompson, eine Sprintspezialistin, erfolgreichste Schwimmerin bei den Spielen, und sie hat in noch über 800 Meter eine fast sichere Gold-Chance und vielleicht auch in der 4x 200-Meterstaffel, wenn sie denn nominiert wird. Mehr als 10 Sekunden hinter Ledecky entbrantte ein schönner Kampf um die Medaillen. Die mutige Französin Anastasiia Kirpichininova wurde für ihre Flucht mit Silber belohnt, und mit ihrem atemberaubenden Endspurt sicherte sich Isabell Gose mit deutschem Rekord Bronze.

Danke Angie!

Jetzt ist sie also vorbei, die wundersame Tennis-Karriere der Angelique Kerber. Und in ihrem letzten Spiel auf den Centre Court in Roland Garros erlebten wir noch mal Kerber pur. Mit diesem unglaublichen Kampfgeist, der sie zu drei Grand-Slam-Titeln gebracht hat. Mehr als 3 Stunden beharkte sie sich mit Zheng Qinwen, eine aufstrebende Chinesin. Es war nicht immer schön anzuschauen, der vermeintlich ausgestorbene Mondball – ganz hoch in die Luft – feierte fröhliche Urständ. Der Tiebreak des 3. Satzes musste entscheiden. 3 Matchbälle in Folge wehrte Kerber unnachahmlich ab, doch Zheng ließ sich nicht beirren und verwandelte Matchball Nummer 4 nach einem dämlichen Kerber-Fehler. Die Kielerin  wird fehlen, nicht nur den Deutschen: Sie hat dem Tennis ein Gesicht gegeben, mit dem sich viele identifizieren konnten, anders als, bei allem Respekt, die vielen owas und evas. Genieß Dein Leben, Angie! mit der Tochter und vielleicht noch weiteren Kindern. Und wir alle wären froh, Dich an einem TV-Mikro wiederzusehen. Allerdings wird es da schwer, die fantastische eloquente so viel wissende Andrea Petkovic als Expertin zu übertreffen. Reporter-Gold für Petko!
Letzter verbliebener Deutscher in RG ist Sascha Zverev, der auch den Australier Popyrin besiegte.

Unglaubliche Jessica Fox

Die deutsche Slalomkanutin Elena Lilik durfte von Gold träumen. Hatte sie doch im Canadier mit einem fantastischen Lauf die Konkurrenz deklassiert um mehr als 6 Sekunden. Dementsprechend jubelte sie, obwohl noch so viele Konkurrentinnen nach ihr starteten. Doch dann kam sie: Jessica Fox, australische Nationalheldin trotz der so erfolgreichen Schwimmerinnen, der klaren Sportart Nummer 1 in ihrem Land. Die Fahnenträgerin unterbot Liliks Zeit um weitere unglaubliche 4 Sekunden, blieb dabei ohne Fehler. Das zweite Gold in Paris nach ihrem Kajak-Sieg und ihr viertes insgesamt. Auch ein Laie wie ich kann die Unterschiede sehen bei ihren Fahrten, braucht also keine mitlaufende Zeit, um zu sehen, dass sie weit vorn liegt. Hoffentlich noch viele Jahre, und ich werde mich auf die Suche nach Streams machen, weil das deutsche Fernsehen den so spektakulären Kanuslalom nicht einmal ignoriert außerhalb olympischer Zeiten.

🇩🇪🇦🇹👓
– Medaillen im Judo für Miriam Buttkereit und Michaela Polleres. Buttkereit gewann das direkte Halbfinale-Duell gegen die Österreicherin, verlor dann aber den Finalkampf gegen . Polleres dagegen siegte in ihrem Match um Bronze über Ai Tsunoda Roustant. Sie wird übrigens von der Potsdamerin Yvonne Bönisch betreut, die schon seit Jahren Bundestrainerin in Austria ist.
– Bitteres Aus für Dimitri Ovcharov im Tischtennis. Im Achtelfinale holte er gegen den Franzosen Felix Lebrun einen 0:3 Satzrückstand auf, verlor dann aber doch mit 3:4. Besser machte es Sofia Polcanova, die souverän mit 4:0 gegen die Rumänin Bernadette Szocs siegte. Eine Riesen-Überraschung gelang dem Schweden Truls Moregard, der den Chinesen Chuqin Wang in einer spektakulären Partie eliminierte.
Dressur-Team auf Gold-Kurs. Na und?, das ist doch immer so, sagt der Olympia-Kenner. Doch diesmal gelten die Deutschen nicht als Favoriten, sondern die Dänen. Doch die Deutschen führen vor der abschließenden Kür, und Jessica Bredow-Wendl liegt auch in der Einzelwertung vorn.

Und sonst?
– Tatsächlich Triathlon mit in der schmutzigen und ziemlich reißenden Seine. So schnell es flussabwärts ging, so mühsam war es gegen die Strömung. Die Französin Cassandre Beaugrand und Alex Yee aus Großbritannien mit einem unglaublichen Schlussspurt auf den letzten Laufmetern sicherten sich Gold. Mein Problem beim olympischen Triathlon. Beim Radfahren ist Windschattenfahren im Gegensatz zum Iron Man erlaubt, ein Riesen-Nachteil für die Spezialisten in dieser Teilsdisziplin.
– Spektakuläre BMXler: In einem Parcours mit Wellen und Steilwänden zeigten sie unglaubliche Drehungen und Wendungen, zum Teil sogar freihändig und freifüßig. Am Ende hatten die Chinesin Yawin Deng und der Argentinier José Torres Gil die Nase vorn. Mir persönlich hat die Vorstellung von Anthony Jeanjean aus Frankreich (ist das wirklich kein Künstlername?) besser gefallen.
– Kanada darf jubeln: Es blieb zwar nach erfolglosem Protestbeim 6-Punkte-Abzug der Fußballerinnen wegen Spionage, und doch stehen sie im Viertelfinale, weil sie auch die dritte Vorrundenpartie gegen Kolumbien mit 1:0 gewannen. Das deutsche Team (gestern 4:1 gegen Sambia) hat jetzt am Samstag (19.00) im Viertelfinale das zweifelhafte Vergnügen gegen den Olympiasieger.