Monympia tous les jours

Das Beste kam zum Schluss

Was für eine tolle Idee, die Eröffnungsfeier nicht im Stadion, sondern auf der Seine und später vor all den Sehenswürdigkeiten abzuhalten. Und die Franzosen haben es ausgekostet; die 4 Stunden waren mit Sicherheit zu viel, aber  die ergreifende und fantastische letzte Stunde entschädigte mich doch für manche Längen.

Gerade der Schluss des Fackellaufs, als französische, aber auch internationale Sportlegenden das olympische Feuer einander übergaben, war berührend. Wunderbar zum Beispiel, Rafael Nadal einzugliedern. Der ist zwar Spanier, aber als 14-maliger Gewinner der French Open in Roland Garros ein halber Pariser. Als dann der 100-jährige im Rollstuhl sitzende Charles Coste, ältester noch lebender französischer Olympiasieger, die Fackel an Marie-José Perec, dreimalige Goldmedaillengewinnerin, und den zweimaligen Judo-Champion Teddy Riner übergab war er da, der magische olympische Moment. Die beiden entzündeten letztlich das Feuer –  in der Dunkelheit illuminiert vom laserbeleuchteten Eiffelturm. Und die Idee, dass das Feuer nicht wie üblich in einer Schale brennt, sondern eingedenk der Montgolfier-Brüder in einem 7 Meter Durchmesser großen Ring an einem Ballon hängend zu entzünden, ist nur als brillant zu bezeichnen. Da schwebt der Ballon jetzt über dieser wunderbaren Stadt. Als dann Celine Dion in ihrem ersten großen Auftritt nach einer schweren Krankheit auf dem Eiffelturm stehend ein Lied von Edith Piaf zum allerbesten gab, da blieb bei manch hartgesottenem Reporter kein Auge trocken. So rang Eurosport-Legende Sigi Heinrich sichtlich um Fassung und um Worte, obwohl er seit 30 Jahren Eröffnungs- und Schlussfeiern kommentiert und vermeintlich alles gesehen hat. Wunderbar sein Spruch ein paar Stunden vorher: Die Seine ist sauberer als so mancher Athlet.

Aber das Spektakel war zu lang, und leider hatte der Wettergott kein Einsehen. Pünktlich zu Beginn begann es zu regnen, die Bootsfahrt mit den Athleten noch bei Tageslicht wurde dadurch doch sehr beeinträchtigt. Meine Anmerkung: So ein Einmarsch in ein Stadion hat zumindest für die Zuschauer doch mehr Grandezza als ein Blick auf fähnchenschwingende Athleten in großen und kleinen Schiffen. Aber für die Athleten war es wahrscheinlich ein unvergessliches Erlebnis, auf der Seine entlang der ganzen Sehenswürdigkeiten zu schippern. Ansonsten gab es einen Querschnitt durch die französische und Pariser Kultur mit all den Facetten und Hinweise auf die größten Persönlichkeiten des Landes.. Viel Tanz, viel Musik, nicht immer mein Geschmack, herrliche und nicht so herrliche Darbietungen. Manch Kunststück fiel  dem Dauerregen zum Opfer.

Insgesamt lässt sich sagen: Ein wunderbarer Auftakt in einem wunderbaren Ambiente. Jede Eröffnungsfeier hat ihre spezial Moments, ich denke gerade an den Rocket Man von LA 1984 oder den Fallschirmsprung von James Bond mit der Queen 2012 ins Olympiastadion. Aber dieses Gesamtkunst wird unvergessen bleiben. Und die Stadt Paris hat fantastische Werbung für sich gemacht. Da muss ich hin!