Schweizerinnen können auch Slalom
Alpine Ski-WM in Saalbach, X
Slalom der Frauen
Der abschließende Wettbewerb bei den Frauen brachte noch mal ein alpenfreundliches Alpin-Ergebnis. Camille Rast und Wendy Holdener fuhren einen Schweizer Doppelerfolg heraus, Katharina Liensberger rettete für Österreich Bronze und gewann die mittlerweile 6. Medaille für Austria.
Das Rennen
1. Durchgang
Schon nach dem 1. Lauf gab es erstaunlich hohe Abstände. Die fast perfekt fahrende Camille Rast legte gleich 58 Hunderstel zwischen sich und der Zweitplatzierten KLiensberger. Einzig Mikaela Shiffrin, sichtlich nicht in avbsoluter Topform, und Holdener blieben als einzige noch innerhalb einer Sekunde. Lena Dürr, wie viele andere in Saalbach mit einer Erkältung kämpfend, verbremste wie die dreimalige Saisonsiegerin Zrinka Ljutic.
2. Durchgang
Würde eine de eher schlechplatziertenprominenten Fahrerinnen eine fulminante Aufholjagd starten? Eher nicht, sie fuhren ähnlich passiv wie in Durchgang aus und hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Adreja Slokar durfte sich als sechstletzte Starterin mit vorläufiger Laufbestzeit Hoffnungen machen, die zerstoben jedoch schon bei Paula Moltzan. Diese widerum wurde von Wendy Holdener abgelöst. Mikaela Shiffrin fuhr noch schwächer, als Shiffrin-Fan traue ich mich so etwas bei ihr kaum zu schreiben und fiel mit der am Ende nur zwölftbesten Laufzeit noch hinter ihre Landsfrau Moltzan zurück. Auch Lienberger ruckte und rüttelte, doch sie rettete mit 2 Hundertstelsekunden Vorsprung die Medaille.
Schon vor der letzten Starterin stand fest, dass der Sieg an die Schweiz gehen würde. Camille Rast im Starthäuschenoder die im Ziel Führende Wendy Holdener. Rast begann extrem stark und verwaltete letztlich sicher ihren Vorsprung auf die erfahrenere Landsfrau, die mal wieder auf dem 2. Platz landete.
Die Medaillengewinnerinnen
Camille Rast gelang diese Saison der Durchbruch, gewann zwei Slaloms und führt die Disziplinenwertung im Weltcup an. Endlich bestätigt sie den Vorschusslorbeer, den sie seit ihrem Juniioren-WM-Titel 2017 hat.
Wendy Holdener: die ewige Zweite, die so oft aufs Podest fuhr, ehe ihr 2023 in Levi der erste Weltcupsieg gelang. 2 Siege stehen zurzeit zu Buche, dazu 19 zweite und 17 dritte Plätze. Immerhin hielt sie sich mit WM-Gold in der Kombination 2017 und 2019 sowie der Mannschaft 2017. Ihre Saalbacher Bilanz: Dreimal Silber (Slalom, Teamkombi und Mannschaft).
Katharina Liensberger ist seit Jahren die beste Slalomfahrerin Österreichs, obwohl sie so manchen Irrweg nahm mit Privattrainer (was 2023 gar nicht klappte. Mit Platz 3 dürfte sie hochzufrieden sein, es ist ihre 5. WM-Medaille, 2021 holte sie gar Slalom-Gold in Cortina. Bei Olympia holte sie mit der Mannschaft Gold und Silber sowie Silber im Slalom 2022 in Peking.
Das Ergebnis
Gold: Camille Rast (SUI) 1:58,00
Silber: Wendy Holdener +0,46
Bronze: Katharina Liensberger (AUT) 1,32
4. Paula Moltzan (USA) 1,34, 5. Mikaela Shiffrin (USA) 1,37, 6Andreja Slokar (SLO) 1,53, 7. Katharina Truppe (AUT) 2,03, 8. Lena Dürr (GER) 2,45
Slalom der Männer, Sonntag, 09:45/13.15 Uhr, ZDF, ORF1, Eurosport1
Favoriten
Im letzten WM-Wettbewerb ist die Zahl der Sieganwärter am größten, auch weil hier eben sehr viel passieren kann und ein Ausscheiden praktisch eingepreist ist. Clement Noel ist mit 4 Saisonsiegen das Maß aller Dinge und könnte die bisher so ernüchternde französische Bilanz retten. Gleiches gilt für Linus Straßer, die letzte deutsche Medaillen-Hoffnung. Von den starken Norwegern sehe ich Timon Haugan als stärksten. Und schließlich Manuel Feller, der das österreichische Hoch mit der 7. Medaille krönen will und sehr gut in Form ist. Wenn er denn das Ziel sieht …
Aussichtsreiche Außenseiter
Der Rest der Norweger, insbesondere Henrik Kristoffersen und Atle McGrath. Nicht zu vergessen der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen, der für das das Geburtsland seiner Mutter Brasilien startet. Die erste WM-Medaille für Südamerika?
Außerdem habe ich Loic Mellard auf der Rechnung, den Schweizer Teamkombi-Weltmeister.
Sehr zu beachten
Albert Popov: ich mag den verwegenen Stil des eher kleingewachsenen Bulgaren (auch deshalb meine Sympathie). Diese Saisond er erste Welcupsieg, 37 Jahre nach dem Triumph seines Landsmannes Petar Popangelov in Lenggries.
Kristofer Jacobssen: Wegen seiner unglaublichen Laufbestzeit in der Teamkombi, als er die gesamte Konkurrenz um mehr als anderthalb Sekunden distanzierte
WM 2023 in Courchevel
- Henrik Kristoffersen (Norwegen)
- AJ Ginnis (Griechenland)
- Alex Vinatzer (Italien)
Henrik Kristoffersen war jahrelang der schärfste Kontrahent von Österreichs Weltcup-Dauersieger Marcel Hirscher. Jetzt fährt er (wie auch Haugan) ein Skiprodukt, an dem Hirscher maßgeblich mitgearbeitet hat.
AJ Ginnis schaffte die erste Wintersport-Medaille für Griechenland überhaupt. Diese Saison konnte er wegen einer Verletzung noch gar nicht starten.
Alx Vinatzer gehört immer noch der erweiterten Weltspitze an, allerdings eher im Riesenslalom
WM 1991 in Saalbach
- Marc Girardelli (Luxemburg)
- Thomas Stangassinger (Österreich)
- Ole Gunnar Furuseth (Norwegen)
Drei ganz große Namen, die hier nur ganz kurz angerissen werden: Marc Girardelli war in den 80ern und 90ern der vielseitigste Skifahrer der Welt, konnte in allen Disziplinen Weltcuprennen gewinnen. Dreimal sicherte er sich den WM-Titel in der Kombination, dazu den Slalom in seinem Geburtsland, das er in den 80ern nach großen Streit mit dem österreichischen Skiverband verließ, woran auch Papa Helmut gehörigen Anteil hatte. Estaunlicherweise ohne Olympiasieg, nur zweimal Silber 1992 im Riesenslalom und Super-G.
Girardelli gewann 46 Weltcuprennen, fünfmal den Gesamtweltcup, dreimal Slalomweltcup, zweimal Abfahrt und einmal RS sowie viermal Kombination.
Thomas Stangassinger gehörte zu den stärksten Fahrern eines starken österreichischen Slalomteams. Sein Höhe´punkt sollte 1994 folgen, als er in Lillehammer Olympiagold im Slalom eroberte.Er gewaann zehn Weltcuprennen (alle im Slalom) und sicherte sich einmal den Slalomweltcup.
Ole Gunnar Furuseth war der erste Norweger in. de alpinen Weltklasse (nochvor Kjetil Andre Aamodt und Lasse Kjus).9 Weltcuprennen gewann er (3 RS, 6 Slalom), zweimal holte er den Riesenslalomweltcup.
Vierter wurde übrigens Alberto Tomba. Das passte zu der lange eher schwachen Bilanz des italienischen Dauersiegers zu dieser Zeit (3-mal Olympiagold). Erst 1996 in der Sierra Nevada sollte Albertone WM-Gold in Slalom und Rieseslalom gewinnen
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